Fux. Opernfest
Fux. Opern zum Staunen
Text: Josef Beheimb
In: Magazin, Verwandelt - 2/2019, Styriarte, S. 8-9 [Publikumszeitschrift]
Noch immer staunen Opernfreunde, wenn eine längst
verklungene Oper aus dem Barock ihre Auferstehung feiert. Beim Opernmeister
Johann Joseph Fux kommt man aus dem Staunen aber gar nicht mehr heraus.
Ein steirischer Händel
Sich an schönen Stimmen weiden und dem Originalklang des
Orchesters lauschen, während auf der Bühne die Götter vom Olymp herabsteigen:
Was Nikolaus Harnoncourt bei Monteverdi gelang und einigen Dirigenten bei
Händel, das schafft Alfredo Bernardini bei Johann Joseph Fux: Er baut Brücken
über die Jahrhunderte. Die Opern des Steirers sind nicht weniger zeitlos als
die Händel’schen, nur weit weniger bekannt. Das war nicht immer so. Anno 1745
schrieb Scheibe in Leipzig: „Wer weiß auch nicht, dass Fux die Geschicklichkeit
besaß, leicht, lieblich und natürlich zu setzen, wie solches seine
theatralischen Arbeiten beweisen?“ Bach bewunderte den Wiener Hofkapellmeister
nicht weniger als den großen Händel. Und die Habsburger-Kaiser ließen sich zu
ihren Geburtstagen lieber eine Fux-Oper schenken als eine Prunkkutsche oder
eine neue Krone.
Fux verwandelt Dafne
Die Krone, um die es in „Dafne in Lauro“ geht, ist der
Lorbeerkranz. Mit dem soll am Ende Kaiser Karl VI. selbst gekrönt werden, doch
muss davor erst eine Verwandlung stattfinden: die Metamorphose der Nymphe Dafne
in den Lorbeerbaum. Wie es dazu kommt, erzählt der römische Dichter Ovid in
seinen „Metamorphosen“. Fux machte daraus 1714 eine zauberhafte italienische
Geburtstagsoper für den Kaiser – mit allem, was dazugehört. Schon die Ouvertüre
lässt Fanfaren durch den Wald schallen: Göttin Diana versammelt ihre Nymphen
zur Jagd. Es könnte ein so schöner Tag werden, wenn nicht zwei Macho-Götter
dazwischenfunken würden: Amor und Apoll. Der Liebesgott trifft den Musengott
mit einem Pfeil mitten ins Herz. Fortan heftet sich Apoll liebestoll an Dafnes
Fersen. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf: In einer langen traurigen Arie
verwandelt sie sich in den Lorbeer, um ihre Unschuld zu retten. Es ist die
einzige traurige Arie in einem Stück, das Fux ganz „leicht, lieblich und
natürlich“ gesetzt hat. Schönere Melodien hat auch Händel nicht erfunden, und
sie gehen fast alle in die Beine. Denn seine Majestät hatte das Wiener Ballett
gerade auf neue Füße gestellt und sah den Nymphen so gerne beim Tanzen zu. Also
regieren in dieser Fux-Oper die schwungvollen Barocktänze.
Fux-Festspiele in Graz
„Dafne in Lauro“ darf man schon zu den bekannteren Fux-Opern
rechnen. René Clemencic hat sie auf CD gebannt, und der Grazer Kunstuniversität
war sie eine Inszenierung wert. In den kommenden Jahren aber betritt die
styriarte völliges Neuland, unterstützt von findigen Fux-Forschern aus Wien:
Auf die „Dafne“ von heuer folgt im nächsten Jahr ein Fux’sches Nachtspektakel,
die „Ossequi della Notte“. 2021 geht es um die nicht ganz jugendfreie Liebe
zwischen Amor und Psyche, 2022 um Ariadne auf der Griecheninsel Naxos. 2023
folgt als krönender Abschluss eines der größten Barockspektakel: „Costanza e
Fortezza“, die Fux’sche Mammutoper aus dem alten Rom.