Fux. Opernfest
Italienisches Feuer für Giovanni F.
Bei der styriarte ist der Steirer Fux fest in italienischer Hand: Alfredo Bernardini dirigiert „Dafne in Lauro“ mit einem Ensemble fantastischer Stimmen aus dem Süden
Text: Josef Beheimb
In: Magazin, Verwandelt - 2/2019, Styriarte, S. 10-11 [Publikumszeitschrift]
Primadonna
Seit letztem Jahr hat das Fux- Ensemble der styriarte eine
echte Primadonna: die Römerin Arianna Vendittelli. Was sie als Emilia im „Iulo
Ascanio“ zeigte, hätte jedes Publikum der Barockzeit in Entzücken versetzt:
Beweglichkeit der Koloratur, Leidenschaft in Stimme und Ausdruck, packende
Darstellung auf der Bühne. Auch bei ihrer Dafne wird kein Auge trocken bleiben,
wenn sie in tiefer Trauer vom Leben Abschied nimmt. Zu jeder Primadonna gehört
eine brillante „Seconda donna“: Monica Piccinnini aus Reggio Emilia ist ebenso
erfahren wie vielbeschäftigt. Vor der styriarte singt sie in Piacenza Händels
„Xerxes“ unter Ottavio Dantone. Danach holt sie Jordi Savall für sein neuestes
Projekt „Leonardo da Vinci“ nach Frankreich. Dazwischen brilliert sie als
stolze Göttin Diana in Graz.
Primo uomo
Was den beiden Damen im Grazer Fux-Ensemble bislang noch
fehlte, war ein wahrer „Primo uomo“. So nannte man die männlichen
Hauptdarsteller der Opera seria, durchwegs Kastraten. Heute treten
Countertenöre an ihre Stelle wie Raffaele Pe aus Lodi bei Mailand. Diesem
Sänger kauft man jeden Helden ab, ob Cäsar, Rinaldo oder Apollo. Wenn er seinen
vollen Mezzosopran erschallen lässt, füllt er spielend auch die Helmut List
Halle in Graz. Der stattlichen Stimme entsprechen die heroische Ausstrahlung
und eine Gesangskunst, die barocke Noten in puren Ausdruck verwandelt. Wie
einst Gaetano Orsini, der Apollo in der Wiener „Dafne“ von 1714, erfüllt
er jede Linie der Fux’schen Arien mit Ausdruck. Wie schön er dies kann, bewies
er jüngst auf einer CD, die er ganz dem großen Julius Cäsar widmete. Dabei
spannte er einen Bogen von Händel bis in die Mozartzeit. Dass er auch im 17.
Jahrhundert zuhause ist, stellte er in Arien von Cavalli unter Beweis und in
Scarlattis tief bewegenden „Concerti sacri“. Schöner kann man diese
Musik nicht singen, die vor 30 Jahren der Franzose Gérard Lesne zuerst
wieder ausgrub. Weil es sein Idol Lesne war, der einst den Apollo in
„Dafne in Lauro“ von Fux gesungen hat, sagte Raffaele Pe sofort zu, als man ihm
diese Rolle in Graz anbot. Einmal so schön singen wie Gérard Lesne in einer
Fux-Oper – ein Traum geht für den jungen Italiener in Erfüllung.
Maestro Bernardini
Dirigent Alfredo Bernardini hält seine drei Sängerstars an
der langen Leine. Der geborene Römer gilt nicht umsonst als der König der
Barockoboe: Er atmet mit den Sängern, wie das ganze Orchester „Zefiro“.
Bernardini und seine Genietruppe haben sich nach dem sanften Südwestwind
benannt, dem Zephir. Prickelnde Rhythmen sind ihre Spezialität und sanfte
Melodien, die wie Sommerwinde durch den Raum wehen. So verwandeln sich die
Arien des Steirers Fux in reinsten italienischen Stil, stets gewürzt mit einer
Prise alpenländischer Volksmusik. Dass sich Bernardini auch darauf versteht,
hat er seiner zweiten Heimat Salzburg zu verdanken. Dort lehrt er als Professor
am berühmten Mozarteum. In Graz aber leitet er sein ganz eigenes „Fuxeum“.
21./22./24. Juni, 19 Uhr
Helmut List Halle
Apollo und Daphne
Fux.OPERNFEST Vol. 2
Johann Joseph Fux: Dafne in Lauro (1714)
Diana:
Monica Piccinini, Sopran
Dafne: Arianna Vendittelli, Sopran
Amore: Sonia Tedla, Sopran
Apollo: Raffaele Pe, Altus
Mercurio: Valerio Contaldo, Tenor
Astrid Julen, Kana Imagawa, Elise
Busoni, Estella List, Tänzerinnen
Zefiro Barockorchester
Dirigent: Alfredo Bernardini
Inszenierung: Wolfgang Atzenhofer
Choreographie: Jörg Weinöhl
Videobild & Animation: Eva Grün,
Max Kaufmann, Mirjam Salzer,
gratis g. strumpf
Bühne & Kostüme: Lilli Hartmann