• Magazin Klassik
  • Radio Klassik Stephansdom
  • # 28 | Frühling 2023
  • S. 4-5

Die Oper Costanza e fortezza von Johann Joseph Fux - ein Jubiläum?

Text: Alexander Rausch

In: Magazin Klassik, # 28 | Frühling 2023, Radio Klassik Stephansdom, S. 4-5 [Hörermagazin]

2023 jährt sich die Entstehung und Erstaufführung der Oper Costanza e fortezza von Johann Joseph Fux zum 300. Mal. Dieses monumentale Huldigungswerk erlangte in der Rezeptionsgeschichte einen Nimbus wie nur wenige andere Barockopern, wurde jedoch nach den glanzvollen Aufführungen im Jahr 1723 wie so manch andere „Alte Musik“ archiviert und nur vereinzelt gespielt bzw. inszeniert.

2023 feiern wir auch die Fertigstellung des Belvedere im selben Jahr 1723, jenes für Prinz Eugen von Savoyen erbauten Palastes, der aufgrund seiner Architektur und Kunstsammlung zu Wiens Touristenmagneten zählt. Demgegenüber hat es Musik, die in den letzten 300 Jahren nur wenige Male erklungen ist, ungleich schwerer, wiederentdeckt oder gar Teil des Repertoires zu werden. In diesem Fall liegt es auch an dem mit einer Neuproduktion verbundenen finanziellen Aufwand, so dass heuer beim Fux-Opernfest der styriarte am 24. Juni nur Highlights aus Costanza e fortezza präsentiert werden.

Die historischen Kontexte dieser Festoper sind komplex. Aufführungen fanden im Sommer 1723 in Prag zum Geburtstag von Elisabeth Christine und für ihren Gemahl Kaiser Karl VI. statt. Der Titel (in der deutschen Fassung umgekehrt: „Die Stärcke und Beständigkeit“) verweist auf die persönliche Devise des Kaisers: „Constanter continet orbem“ („Beständig hält er das Weltreich zusammen“).

Das gedruckte und mit Bühnenbildern versehene Libretto des Wiener Hofdichters Pietro Pariati enthält eine politische Dimension, wird doch in einer Huldigung an das Königreich Böhmen bzw. die böhmischen Stände auf deren Anerkennung der Pragmatischen Sanktion von 1713 und auf die Krönung des Regenten zum König von Böhmen angespielt. Dabei werden die Römer und Römerinnen als Muster von Tugenden wie eben (politische und moralische) Standhaftigkeit und (militärische und individuelle) Stärke dargestellt, was sie zu idealen bzw. idealisierten Ahnherren des Wiener Kaiserhofes als Macht- und Kulturzentrum des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation prädestiniert.

Abseits der politischen Repräsentation kennen wir in groben Zügen die musikalische Realisierung der Oper in Prag, die sich dem Anlass entsprechend von der Wiener Orchesterpraxis – wie sie in der Kopie einer zweiten Partitur notiert ist – in einigen Details unterscheidet. Ein späterer Bericht von Johann Joachim Quantz nennt vermutlich in leichter Übertreibung 200 Instrumentalisten. Für die Aufführungspraxis ist die auf einem Kupferstich erkennbare Beteiligung von Hörnern bemerkenswert, die in den zeitgenössischen Partiturabschriften nicht angegeben werden (ebensowenig wie Pauken, die aber mühelos ergänzt werden können). Das Monumentale dieses Dreiakters manifestiert sich besonders in den Chorszenen, die Fux im Hinblick auf das Freiluftspektakel mehr im Kirchenstil konzipierte und die in großer Besetzung ihre Wirkung nicht verfehlen. In den Arien komponierte Fux allerdings wie auch sonst das gesamte Spektrum des musikalisch-rhetorischen Ausdrucksvokabulars des Spätbarocks, wobei die für ihn charakteristische Mischung der Stile durchgehend präsent bleibt.

Ob die Aufführung heuer zu einem Jubiläum wird, oder aber eine einmalige Wiederaufführung bleibt, muss die Zukunft weisen.
 



Webtipp
fux-online.at

Kulturtipp
Styriarte
Constanza e fortezza

24.06.2023, Schloss Eggenberg/Graz
www.styriarte.com