• Magazin Klassik
  • Radio Klassik Stephansdom
  • # 33 | Sommer 2024
  • S. 14-15

La femme c'est moi

Ein Abschiedsgeschenk gefilmt im Lisztzentrum in Raiding

Text: Ursula Magnes

In: Magazin Klassik, # 33 | Sommer 2024, Radio Klassik Stephansdom, S. 14-15 [Hörermagazin]

Das Programm „La femme c’est moi“ entstand aus einer lang in Elisabeth Kulman schlummernden Idee, schließlich begleitet von der „besten Band der Welt“ mit acht Weltklasse-Musikerinnen und Musikern, wie sie sagt. Aus unterschiedlichen „musikalischen Gesellschaftsschichten“, die ihr als aktive Sängerin am Herzen lagen. Das Bedürfnis war da, das Heft selbst in die Hand zu nehmen und dem Bühnen-Menschen Elisabeth Kulman ein passgenaues Programm auf den Leib zu schneidern. Sie wusste im Kopf Takt für Takt, was sie wollte und der begnadete wie lang vertraute Arrangeur Tscho Theissing hat ihre musikalischen wie klanglichen Vorstellungen der einzelnen Nummern liebevoll umgesetzt. Sie verschmelzen ineinander und wirken wie aus einem Guss. Nach der erfolgreichen Premiere 2016 im Rahmen der styriarte in Graz begeisterte „La femme c’est moi“ sein Publikum an der Wiener Staatsoper ebenso wie beispielsweise in München oder Tokio.

Kreieren und loslassen. Sich inspirieren lassen. Frei sein für das, was kommt. Die Sängerin Elisabeth Kulman ist 2015 aus dem Opernbetrieb ausgebrochen, weil ihr das Korsett zu eng geworden war. Sie hatte schon immer das Bedürfnis, über die Grenzen hinauszuschauen und Genres zu verbinden. Um sichtbar zu machen, dass Qualität aus der Musik heraus lebt und sich nicht in E- oder U-Musik unterteilen lässt. Ihr Bühnenprogramm „La femme c’est moi“ ist der beste Beweis. Verfilmt an nur zwei Tagen im November 2020 im burgenländischen Lisztzentrum in Raiding, ist daraus nach ihrem endgültigen Bühnenabschied ein künstlerischer Vorlass geworden. Wer sie als Künstlerin hautnah erleben möchte, hat zumindest den Film.

Jetzt oder nie, lautete die Devise. Der zweite Lockdown bot die Gelegenheit, denn alle Musiker mit sonst übervollen Terminkalendern hatten plötzlich Zeit, nach Raiding zu kommen und den Film gemeinsam mit Nikolas Lappas zu ermöglichen. Für die Burgenländerin Elisabeth Kulman war es weniger ein Heimkommen als ein Schließen des Bogens zu ihren Anfängen. Sie ist in Oberpullendorf geboren und aufgewachsen, wo auch im April die erste öffentliche Kinovorführung stattgefunden hat, und ist eng mit ungarischer Musik verbunden. So ist die Originalfassung „Szomorú Vasárnap – Trauriger Sonntag“ von Rezső Seress ebenso im Programm. Das Lied mutierte später übrigens zum Jazz-Standard „Gloomy Sunday“.

Der Film ist ein riesiges Dankeschön an ihr Publikum und die Musikerinnen und Musiker der Band. Herzensstücke mit Herzensmusikern für ein Herzenspublikum. In Regie und Schnitt ist es Nikolas Lappas gelungen, die außerordentliche Chemie innerhalb der Band sichtbar zu machen. Es sind emotionale Momentaufnahmen des Musizierens, humorvolle Einblicke backstage, die berühren. „Wohlfühlmusik“ zum Anschauen im besten Sinne des Wortes. So folgen beispielsweise auf den Monolog der Marschallin augenzwinkernd die Beatles „When I’m sixty-four“; ebenso ist ein kleines Zitat aus Gustav Mahlers „Lied der Erde“ eingebettet. Oder die Begegnung dreier schleierhafter Damen, wenn in „Miss Saleboli“ Verdis Eboli, Richard Strauss’ Salome und Cole Porters „Miss Otis Regrets“ aufeinandertreffen.


Postskriptum: Am Tag der Veröffentlichung (1. Dezember 2023) des Filmes ist der mit wirkende Cellist Franz Bartolomey gestorben. Mit den Worten „Denkt’s nicht so viel. Lasst es ganz ein fach entstehen“ ist seine Stimme als Schluss wort im Abspann des Filmes zu hören.


Webtipp Elisabeth Kulman

Elisabeth Kulman war am 18. März 2024 zu Gast im Rubato bei Ursula Magnes. Alle Infos zum Film, DVD und dem geplanten Stream-on-Demand unter: www.elisabethkulman.com