• Das Walzerparadies
  • Erzgebirgische Theater und Orchester
  • Unterhaltung. Deutsche Erstaufführung - Saison 2024/25
  • S. 14-15

Vom Klavierauszug zur Partitur

Über die Neuinstrumentation von Oscar Straus’ Walzerparadies

Text: Markus Teichler

In: Das Walzerparadies, Unterhaltung. Deutsche Erstaufführung - Saison 2024/25, Erzgebirgische Theater und Orchester, S. 14-15 [Programmheft]

Die Tätigkeit des Orchestrators ist im Theateralltag nicht unbedingt diejenige, über die das Publikum viel erfährt oder die in der Vorstellungspause zu anregenden Diskussionen animiert. Dass ein Musiktheaterwerk von einem Orchester gespielt wird, ist eine Selbstverständlichkeit und dennoch von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Der abwechslungsreiche Orchestersatz ist eine gewichtige Komponente einer gelungenen Musiktheateraufführung. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war es selbstverständlich, dass Komponisten ihre Werke selbst instrumentierten. Erst mit dem massenhaften Aufkommen von Unterhaltungsmusik für Theater und den Hausgebrauch wurde es üblich, die Tätigkeit des Orchestrierens Spezialisten zu überlassen, die in enger Absprache mit den Komponisten aus einer musikalischen Skizze eine vollständige Orchesterfassung erstellen. Diese Form der Arbeitsteilung hat sich in der Film- und U-Musik bis heute bewährt.

Ein anders gelagerter Fall ist die Rekonstruktion einer Orchesterfassung eines historischen Werkes, dessen Komponist bereits verstorben ist. Hier geht es darum, anhand der erhaltenen Quellen die Intentionen des Komponisten so gut wie möglich nachzuempfinden, wenn kein originales Orchestermaterial mehr vorhanden ist.

Bei Oscar Straus’ „Walzerparadies“ lag mir zunächst ein gedruckter Klavierauszug mit detaillierten Hinweisen zur Instrumentation vor. Solche Dirigier-Auszüge mit Orchestereinsätzen sind bei Operetten glücklicherweise keine Seltenheit, da bei Aufführung oft aus dem Klavierauszug und nicht aus der Partitur dirigiert wurde. Neben diesem Auszug konnte ich auf die Orchesterstimmen eines handschriftlichen Potpourris vom „Walzerparadies“ zurückgreifen, dessen Instrumentation sich als annähernd original herausstellte. Etwa 10% des Orchestersatzes, den Sie im Walzerparadies hören werden, sind also nahezu authentischer Oscar Straus. Für den Rest der Musik habe ich versucht, eine Orchesterfassung zu erstellen, die sich möglichst nahtlos an Straus’ Klangvorstellungen anlehnt und gleichzeitig unsere aufführungspraktischen Gegebenheiten respektiert. In diesem Sinne hoffe ich, dass meine Neuinstrumentation ihren Anteil zu einem gelungenen Operettenabend beiträgt.

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