• Magazin
  • Oper Frankfurt
  • August - Oktober 2025
  • S. 22

Am perfekten Ort

Taehan Kim, Bariton

Text: Maximilian Enderle

In: Magazin, August - Oktober 2025, Oper Frankfurt, S. 22 [Publikumszeitschrift]

Als Jugendlicher wollte Taehan Kim eigentlich Rockstar werden. Seine Helden waren Bands wie die Beatles oder die kanadischen Punkrocker von Sum 41. Als er 14 Jahre alt war, bat er seine Mutter darum, Gesangsstunden nehmen zu dürfen. Diese meldete ihren Sohn daraufhin an einem Gymnasium mit Musikschwerpunkt an, wo Taehan erstmals mit klassischer Musik in Berührung kam. »Die erste Oper, die ich sah, war La bohème in Seoul, und ich war unglaublich bewegt. Von diesem Moment an wollte ich Opernsänger werden. Zuvor hatte ich in der Schule schon romantische Kunstlieder kennengelernt, und vor allem die Aufnahmen von Dietrich Fischer-Dieskau haben es mir sehr angetan.«

Die einzigartige Verbindung von Musik und Poesie schätzt unser neues Ensemblemitglied bis heute. Während seiner Zeit im Opernstudio der Berli ner Staatsoper zwischen 2023 und 2025 präsentierte Taehan an der Seite unseres Generalmusikdirektors Thomas Gug geis und der Mezzosopranistin Corinna Scheuerle ein Recital mit Werken von Clara Schumann und Ludwig van Beethoven. Die Arbeit mit Thomas Guggeis hat den jungen Bariton dabei nachhaltig beeindruckt: »Es war faszinierend zu sehen, dass Thomas für jede Textzeile eine sehr klare und originelle musikalische Idee in petto hat. Die Proben mit ihm bringen, glaube ich, alle Sänger*innen nochmals auf ein ganz neues Level!« 

Generell ist Taehan sehr begeistert von der mitteleuropäischen Kulturszene. »Während meines Bachelorstudiums in Südkorea habe ich schnell gemerkt, dass es dort nur sehr wenige Jobs für klassische Musiker*innen gibt. Umso glücklicher war ich, als ich bei einem Vorsingen 2022 den Sprung nach Europa schaffte.« In Berlin lebte er sich trotz einiger bürokratischer Hürden schnell ein. Was Taehan besonders genoss, war die Vielfalt des Repertoires, das in den dortigen Opern- und Konzerthäusern gespielt wurde: »Ich finde es unglaublich, dass man in Berlin Abend für Abend tolle und mitunter selten gespielte Werke kennenlernen kann und es auch ein großes Publikumsinteresse daran gibt!«


Neugier und Aufregung

Dem Wechsel ins Frankfurter Ensemble blickt Taehan mit Neugier, aber auch einer gewissen Aufregung entgegen: »An der Berliner Staatsoper habe ich bis lang eher kleinere Partien gesungen. In Frankfurt präsentiere ich nun mit Guglielmo in Così fan tutte gleich eine große Mozart-Partie, was mich mit Stolz und Respekt erfüllt! Ich bin sehr dankbar für die Chance, in eines der besten Opernensembles überhaupt aufgenommen zu werden und zu wissen, dass gerade junge Sänger*innen hier sehr gefördert und nicht verheizt werden. Frankfurt ist für mich der perfekte Ort, um meine Karriere zu starten!« 

Die Mainmetropole bietet ihm dabei auch abseits des Opernhauses spannende Möglichkeiten. Taehan besitzt zahlreiche Kameras und liebt es, in seiner Freizeit Fotos zu schießen: »Ich mag das Fotografieren im Allgemeinen und habe eine besondere Leidenschaft für die Street Photography. In Frankfurt freue ich mich darauf, nicht nur die Architektur, sondern auch das lebendige Straßenleben mit meiner Kamera einzufangen.«

Wir sind gespannt, welche neuen Perspektiven Taehan uns auf und neben der Bühne eröffnen wird!