- Magazin Klassik
- Radio Klassik Stephansdom
- # 39 | Winter 2025
- S. 22
Adela Zaharia
Text: Christoph Wellner
In: Magazin Klassik, # 39 | Winter 2025, Radio Klassik Stephansdom, S. 22 [Hörermagazin]
In den vergangenen Wochen war ein Name an der Wiener Staatsoper von besonderem Interesse: Adela Zaharia, die rumänische Sopranistin, die in Mozarts „Don Giovanni“ die Donna Anna und in Donizettis „Lucia di Lammermoor“ die Titelpartie sang. Zaharia, geboren 1987 in Arad, Rumänien, begann ihre musikalische Laufbahn früh – zunächst am Klavier, später in Musikwissenschaft. Ihre Gesangsausbildung führte sie über die Gheorghe Dima Musikakademie bis zur Komischen Oper Berlin und schließlich zur Deutschen Oper am Rhein, wo sie in ihre internationale Karriere starte. „Ich komme aus einer ganz normalen Familie, nichts mit Kunst oder Kultur“, sagt sie. Und doch war der Wunsch nach Musik früh da – mit sechs Jahren begann sie ihre Ausbildung an einer Musikschule in Rumänien. Der Weg war nicht immer leicht: „Ich wollte oft aufgeben. Aber ich wusste: Ich kann nichts anderes.“
Der internationale Durchbruch kam spät – mit 29 Jahren gewann sie den renommierten Wettbewerb Operalia. „Ich bin kein Fan von Wettbewerben. Aber ich wusste: Ich muss etwas Großes für mich tun. Ich wollte nicht einfach nur da sein – ich wollte beeindrucken.“ Diese Haltung zieht sich durch ihre gesamte Karriere. Für sie zählt nicht nur die Stimme, sondern auch die Darstellung. „Singen und Schauspiel müssen auf dem gleichen Niveau sein. Wenn ich nicht ganz in die Figur eintauchen kann, bin ich nicht zufrieden – egal wie sehr das Publikum jubelt.
In Wien hat sie im Herbst zwei sehr unterschiedliche Rollen gesungen – Donna Anna und Lucia. Für sie sind beide Frauen stark. „Lucia widersetzt sich ihrem Bruder, sie kämpft. Auch wenn sie am Ende zerbricht – das ist für mich eine Form von Stärke.“ Ihre Karriere plant sie mit Bedacht. „Ich habe mein Pensum bewusst begrenzt – nicht mehr als zwei Rollendebüts pro Saison. Ich will meine Stimme nicht überfordern.“ Die Gesundheit der Stimme steht für sie an erster Stelle. „Da bin ich konsequent. Wenn mir jemand sagt: ‚Andere machen das auch‘, sage ich: ‚Das ist mir egal. Ich will das Beste für meine Stimme.‘“ Ein Angebot für eine „Traviata“ in Wien lehnte sie ab – obwohl es direkt nach dem Operalia-Sieg kam: „Es war verlockend, wäre mein Rollendebüt gewesen. Aber es war einfach zu früh und der Druck wäre gewaltig gewesen. Wenn ich in Wien auftrete, dann mit meiner besten Leistung.“
Bis 2031 ist ihr Kalender bereits gefüllt. Neue Rollen im Belcanto, mehr Verdi, ein Ausflug ins französische Repertoire – alles mit Bedacht gewählt. „Ich arbeite am besten, wenn ich entspannt bin. Ich bin nicht die Sängerin, die eine Rolle in fünf Tagen lernt und ohne Probe auf die Bühne geht.“ Ihr Zuhause ist derzeit München – zumindest theoretisch. „Ich lebe aus dem Koffer. Mein Apartment sieht meine Kleidung öfter als mich.“
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