Neu im Ensemble
In der Welt zuhause
Pete Thanapat, Bassbariton
Text: Maximilian Enderle
In: Magazin, Januar / Februar 2026, Oper Frankfurt, S. 20-21 [Publikumszeitschrift]
Familienausflüge führen oftmals zu Streitereien, legen manchmal aber auch ganz unverhofft den Grundstein für musikalische Karrieren. So geschehen bei unserem neuen Ensemblemitglied Pete Thanapat: Als er im Alter von neun Jahren mit seinem Vater unterwegs war, wollte dieser partout in einen Baumarkt, während es Pete nach Hause drängte. Um sich abzureagieren, hörte Pete Musik im Autoradio und sang lauthals mit. Und siehe da: Sein Ärger war im Nu verflogen. »Von diesem Moment an wusste ich, dass ich Sänger werden will, weil Musik mich einfach glücklich macht.«
Gesagt, getan: Zunächst besuchte Pete in seiner Heimatstadt Bangkok eine Schule mit Schwerpunkt auf klassischem Gesang, bevor er mit 18 den Umzug nach Salzburg wagte. Am dortigen Mozarteum studierte er nach einem Vorbereitungsjahr im Bachelor Gesang. Und natürlich kam er dabei auch in Kontakt mit der Musik des Namenspatrons seiner Hochschule: »Ich liebe eigentlich jede Oper von Mozart, und besonders die Rollen von Figaro, Don Giovanni und Leporello liegen mir sehr. Generell reizen mich auf der Bühne aber auch Charaktere mit Hochstatus, wie Scarpia in Tosca oder Méphistophélès in Faust. Das Böse fasziniert mich, weil es sich manchmal erschreckend natürlich anfühlt.«
Von Salzburg über Wien nach Lyon
Nach fünf Jahren in Salzburg zog es Pete – ähnlich wie Wolfgang Amadeus Mozart anno 1781 – nach Wien, wo er an der Universität für Musik und darstellende Kunst in der Klasse von Krassimira Stoyanova und Angelika Kirchschlager einen Master absolvierte. Die Atmosphäre in der österreichischen Hauptstadt genoss der Bassbariton: »In Salzburg liebte ich die Ruhe und die Natur, hatte aber schnell das Gefühl, jeden Menschen auf der Straße zu kennen. Wien ist ähnlich wie Bangkok eine Stadt, die niemals schläft, was mir sehr gut gefallen hat. Und durch den Flughafen konnte ich schnell zu Vorsingen in ganz Europa reisen.«
Erfolg hatte Pete dabei schließlich in Lyon, wo er von 2022 bis 2024 im Opernstudio war und nochmals ganz neue kulturelle Eindrücke sammeln konnte: »Die Mentalität in Frankreich fokussiert sich mehr auf das Individuelle, man lernt sich selbst sehr gut kennen und wird dadurch stärker. In Österreich ging es im Gegensatz dazu viel mehr um soziale Aspekte und tradierte Regeln.«
Zwischen Herd und Bühne
In Frankfurt, seiner vierten Station in Europa, freut er sich nun besonders darauf, so oft wie möglich auf der Bühne zu stehen und sein Repertoire zu erweitern. Zu Saisonbeginn überzeugte Pete bereits in so unterschiedlichen Rollen wie Cesare Angelotti (Tosca), Sergeant (Manon Lescaut) und Curio (Giulio Cesare in Egitto). Im Januar folgt nun mit Steffanis Amor vien dal destino seine erste Neuproduktion hier am Haus, ehe er auch in den Wiederaufnahmen von Werther und Tristan und Isolde mit von der Partie sein wird.
Einen Ausgleich zum intensiven Sänger-Dasein findet Pete in seiner zweiten Leidenschaft – dem Kochen: »Genauso wie mein Vater stehe ich eigentlich täglich am Herd. Anfangs habe ich primär thailändisch gekocht, mittlerweile bin ich aber auch in der französischen, italienischen und deutschen Küche zuhause.« Wir wünschen guten Appetit und eine aufregende erste Spielzeit in Frankfurt!
- Quelle:
- Magazin
- Oper Frankfurt
- Januar / Februar 2026
- S. 20-21
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