• PROspekt
  • Theater Erfurt
  • # 11 | Dezember 2019 - März 2020
  • S. 25

Magazin

Vom Lebkuchenverkäufer zur Knusperhexe

Interview: Henrike Bruns

In: PROspekt, # 11 | Dezember 2019 - März 2020, Theater Erfurt, S. 25 [Publikumszeitschrift]

Seit der aktuellen Spielzeit ist Brett Sprague neu im Ensemble des Theaters Erfurt. Im Interview in seinem Lieblingscafé Epitome am Fischmarkt verrät der amerikanische Tenor, wie er sich eingelebt hat, welchen Jobs er schon nachgegangen ist und worauf er sich in dieser Spielzeit besonders freut.


Konntest du dich schon einleben in deiner neuen Heimat? 

Ja! Ich habe über das Theater eine gute Wohnung gefunden, in der Nähe vom Europaplatz, absolut perfekt für mich. Ich habe mir ein Fahrrad gekauft und fahre jeden Tag von meiner Wohnung zum Theater. Ich finde immer wieder neue Wege. Wenn ich Zeit habe, fahre ich durch den Nordpark oder an der Gera entlang – das ist sehr schön.

Du sprichst ziemlich gut Deutsch!

Ich habe ein zweites Hauptfach in meinem Bachelorstudium belegt: Germanic Studies. Das war zwei Jahre lang ein Sprachkurs und dann ein Jahr Geschichte und Kultur. Wir haben da alle Lektionen auf Deutsch gemacht. Aber das ist schon zehn Jahre her. Im letzten Jahr habe ich über eine App gelernt und die letzten sechs Monate habe ich schon in Deutschland gewohnt.

Gibt es einen großen Unterschied zwischen dem Opernbetrieb in den USA und in Deutschland?

Wir haben nicht so viele feste Ensembles. Es gibt aber ein paar Young Artist Programs. Alle meine Arbeiten in den USA waren freiberuflich. Das ist sehr schwer. Ich hatte mal zwei Produktionen nacheinander und dann acht Monate lang nichts. So habe ich nach meinem Master auch mal bei Starbucks gejobbt oder im Union Square Holiday Market in New York Lebkuchen verkauft. In einer kleinen Box, es war ganz kalt! 

Wolltest du denn schon immer Sänger werden?

In der Highschool war ich in der Schauspielgruppe, aber die wurde aufgrund von Budgetkürzungen gestrichen. Stattdessen bin ich dann zum Chor und habe angefangen zu singen. Und das hat auch Spaß gemacht. Mein Chorleiter hat mir dann gesagt, dass ich mich unbedingt für ein Gesangsstudium an der Chapman University (Kalifornien) bewerben sollte. Und dann dachte ich, ja, ok, das mache ich einfach. Und es hat geklappt. Aber ich habe nie davon geträumt, Schauspieler oder Sänger zu werden. Als Kind wollte ich immer Paläontologe sein und Dinosaurier finden. Und dann wollte ich für eine Weile Arzt werden, habe aber gemerkt, dass ich Naturwissenschaften gar nicht mag.

Hast du ein Highlight in dieser Spielzeit? Du spielst ja ziemlich unterschiedliche Rollen – Prinz Gwidon, die Knusperhexe, den Visitor in der Strafkolonie und Ismaele in Nabucco

Ja, alles ist interessant für mich auf unterschiedliche Weise. Das Märchen vom Zaren Saltan ist meine erste Produktion hier. Ich darf ein echter Prinz sein – mit einem goldenen Kostüm und Krone – das ist ziemlich cool. Die Hexe in Hänsel und Gretel ist ganz anders – böse und komisch und natürlich eine Frau. In der Strafkolonie hat ein interessantes Thema mit der Todesstrafe und Gefangenschaft, und ich liebe moderne amerikanische Musik! Und dann Nabucco auf den Domstufen – dieser schöne Ort, ganz aufregend! Und auch diese Musik von Verdi, er ist solch ein brillanter Opernkomponist.

Und worauf freust du dich als Zuschauer in dieser Spielzeit?

Ich bin gespannt auf Lohengrin und Don Pasquale. Und auf The Last Five Years in der STUDIO.BOX.

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