- Magazin Klassik
- Radio Klassik Stephansdom
- # 6 | Herbst 2017
- S. 14-15
Luciano
Text: Christoph Wellner
In: Magazin Klassik, # 6 | Herbst 2017, Radio Klassik Stephansdom, S. 14-15 [Hörermagazin]
Am 6. September 2007 verstarb Luciano Pavarotti. Eine der prägendsten Stimmen des 20. Jahrhunderts, ein Phänomen der Musik, ein Meister der Vermarktung.
Es war 1990 zur Fußballweltmeisterschaft im fußballvernarrten Italien, als mit dem ersten Auftritt der „Drei Tenöre“ eine neue Dimension an Musikvermarktung angebrochen ist. In den Caracalla-Thermen finden knapp 6.000 Leute Platz, über das Fernsehen haben eine Milliarde Menschen den Auftritt von Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und José Carreras mitverfolgt. Als Luciano Pavarotti am Ende der Arie „Nessun dorma“ aus der „Turandot“ von Giacomo Puccini das finale „vincerò“ in eine scheinbar unendliche Länge zog, war ein neues Phänomen geboren. Menschen, die noch nie mit klassischer Musik zu tun, die noch nie ein Opernhaus betreten hatten, kauften die CDs und bescherten den drei Sängern neuen Ruhm und der Plattenfirma viel Geld.
Luciano Pavarotti wurde 1935 in Modena geboren, wollte Fußball Tormann werden und verdankt seine Liebe zur Musik seinem Vater, einem Hobbysänger mit großer Schallplattensammlung. Seine musikalische Ausbildung begann er mit 19 Jahren, im Jahr 1961 stand er in Reggio Emilia zum ersten Mal als Rodolfo in „La Bohème“ auf einer professionellen Opernbühne – übrigens die gleiche Rolle, mit der er am 24. Februar 1963 in Wien debütierte. Ob Pavarotti – wie Sir Richard Bonynge behauptete – wirklich nicht Noten lesen konnte, wird sich wohl nicht mehr klären lassen …
Im Laufe der nächsten Jahre entwickelte er sich zum „König der hohen C’s“ und erarbeitete sich seine Rollen aus der Belcanto-Ära, des frühen Verdi und der Opern von Puccini. Sein Repertoire blieb im Verhältnis zu anderen Tenören überschaubar. In Wien erlebte Pavarotti seine beste Zeit Mitte der 80er-Jahre – unter anderem mit einer „Bohème“ unter der Leitung von Carlos Kleiber und dem kalten Händchen von Mirella Freni. Als „Andrea Chenier“ verabschiedete sich Pavarotti im Jahr 1996 aus Wien. Den letzten Auftritt seiner Karriere bestritt „The Big P“ am 10. Februar 2006 zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Turin – er sang „Nessun dorma“.
Seine humanitären Initiativen, die unter dem Titel „Pavarotti & Friends“ hohe Summen einspielten, waren große Erfolge, wenn auch der musikalische Wert nicht immer überzeugend war. Pavarotti versuchte sich einmal – eher erfolglos – als Schauspieler. „Yes, Giorgio“ wurde ein kommerzieller Flop; eine Filmkarriere wie sein Vorbild Mario Lanza blieb Pavarotti verwehrt
Opernmitschnitte auf Video gibt es dagegen sehr viele – die meisten wurden in der Metropolitan Opera in New York aufgenommen. Zum 10. Todestag veröffentlicht Luciano Pavarottis Stamm-Label eine Reihe an bemerkenswerten Kollektionen: „The Complete Opera Recordings“ umfassen 95 (!) CDs und 5 BluRays, seine Auftritte in New York werden auf 13 DVDs veröffentlicht und die Gesangporträts umfassen unglaubliche 25 CDs und fünf DVDs. Dass ein Teil davon auch auf Vinyl neu aufgelegt wird, entspricht dem Zeitgeist.
Am 10. Todestag wird Luciano Pavarotti in einzigartiger Art und Weise gedacht. In der Arena di Verona findet ein gigantisches Konzert zu seinem Angedenken statt. Mit dabei sind Plácido Domingo, José Carreras, Angela Gheorghiu, Zucchero und viele mehr. Informationen dazu finden sich unter www. pavarotti10.com.
Operntipp
Pavarotti
radio klassik Stephansdom widmet Luciano Pavarotti im September alle Opernabende. Eine Übersicht finden Sie im beigefügten Opernprogramm im Mittelaufschlag.
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