• Magazin Klassik
  • Radio Klassik Stephansdom
  • # 5 | Sommer 2017
  • S. 19

Gladys Nordenstrom Krenek

Komponistin, Ehefrau, Managerin

Text: Antje Müller

In: Magazin Klassik, # 5 | Sommer 2017, Radio Klassik Stephansdom, S. 19 [Hörermagazin]

Gladys Nordenstrom Krenek, Witwe des 1991 verstorbenen Komponisten Ernst Krenek, war eine „Macherin“. Zielstrebig, hartnäckig und pragmatisch, aber auch humorvoll und von großer künstlerischer Sensibilität, hat sie sich mehr als ein halbes Jahrhundert lang für das Werk ihres Mannes eingesetzt. Am 23. Mai 2017 wäre sie 93 Jahre alt geworden.

1924 als eines von sieben Kindern in einem winzigen Dorf inmitten der Wälder Minnesotas geboren, war Gladys schon als Kind „anders“. Sie ging gerne zur Schule, unternahm bereits im Alter von zehn Jahren ihre erste Spritztour allein mit dem elterlichen Auto und hatte sich in den Kopf gesetzt, später einmal eine berühmte Sängerin zu werden. Die dafür nötigen Gesangsstunden finanzierte sie sich seit ihrem 13. Lebensjahr als Trompeterin in einer Tanz-Band; die Erlaubnis ihres Vaters für ein Universitätsstudium erkämpfte sie sich schließlich hart.

An der Hamline University tat sich der Achtzehnjährigen plötzlich eine völlig neue Welt auf. Mit Dimitri Mitropoulos als Chef des Minneapolis Symphony Orchestra, dessen Konzertmeister kein Geringerer als Louis Krasner war, der die Violinkonzerte von Alban Berg und Arnold Schönberg uraufgeführt hatte, und Ernst Krenek als Dekan der Musikabteilung in St. Paul, waren die Twin Cities einer der bedeutendsten Orte für die musikalische Avantgarde in den USA der 1940er Jahre geworden. Es dauerte nicht lange, bis Gladys kurzerhand ihr Gesangsstudium aufgab und in Kreneks Kompositionsklasse wechselte. Dort lernte sie unter anderem die verschiedenen Schreibstile unterschiedlicher Epochen handwerklich zu meistern. Doch besonders gerne erzählte sie die Geschichte, wie Krenek in jener Zeit von seinem Arzt nahegelegt wurde, sich etwas mehr zu bewegen, und sie ihm zunächst das Federballspiel, dann Radfahren und schließlich das Schwimmen beizubringen versuchte.

Mit dem Master of Arts beendete Gladys 1947 ihr Studium. Waren die vergangenen fünf Jahre die bislang aufregendsten ihres Lebens gewesen, so begann nun ihre Zukunft. Im Herbst 1947 übersiedelte Krenek mit seiner damaligen zweiten Frau Berta nach Kalifornien – und Gladys war dabei. 1950, nur einen Tag nach der Scheidung Kreneks, heirateten die beiden.

Die Übersiedelung im Jahre 1966 nach Palm Springs und der Kauf eines eigenen Hauses dort, nutzte Gladys dazu, ihrem Mann die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu schaffen und ihn nach Kräften in allen Bereichen zu unterstützen.

Seither hat sie sich unermüdlich für das Schaffen Kreneks eingesetzt. 2004 errichtete sie gemeinsam mit dem Land Niederösterreich die Ernst Krenek Institut Privatstiftung in Krems an der Donau, die den Nachlass Kreneks archiviert und zugänglich macht. Dafür wurden ihr die Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und um das Land Niederösterreich verliehen. Mit ihren eigenen Kompositionen, die künftig ebenfalls in Krems archiviert sein werden, hielt sie sich stets im Hintergrund. Bis zum Schluss hat sie Kontakte geknüpft und gemeinsam mit der Stiftung Projekte initiiert, um die Musik Ernst Kreneks einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, auf dass sie in den Spielplänen und Konzertprogrammen wieder ihren festen Platz finden möge.