Theater an der Wien

Gebete am heiligen Galgenbaum

Martin Kušej frachtet Puccinis «Tosca» symbolistisch auf. Vielschichtiger wird das Werk dadurch nicht, dafür tönt es großartig aus dem Graben und von der Bühne

Stephan Burianek • 19. Januar 2022

Keine Kirche im 1. Akt, dafür ein heiliger Baum im Schnee © Monika Rittershaus

Irgendwo „im Schnee“ unter der Madonna habe seine Schwester die Frauenkleider versteckt, lässt ein Mann in blutverschmierter Unterwäsche das Publikum wissen – zumindest steht diese von Puccini in seiner «Tosca» nicht vertonte Zeile auf den Displays der Übersetzungsanlage. Und wenn von Hunden die Rede ist, dann läuft im Theater an der Wien auch wirklich einer über die Bühne. Es waren wohl solche Überschreibungen, die einige Personen im Premierenpublikum am Ende zu den obligaten Buhs inspiriert hatten. Andere wussten sicherlich schon vor dem Beginn der Vorstellung, dass sie später laut werden würden – der offenbar als Burgtheaterdirektor nicht voll ausgelastete Regisseur Martin Kušej hat in Wien nicht nur Fa…