Angebote für Geflüchtete aus der Ukraine

Das Staatstheater Nürnberg bietet Raum für künstlerische Projekte und Partizipation

Staatstheater Nürnberg • 22. April 2022

Das Staatstheater Nürnberg sucht den Kontakt mit Flüchtlingen aus der Ukraine © David Klumpp

Das Staatstheater Nürnberg bietet Geflüchteten aus der Ukraine ein vielfältiges Unterstützungs- und Teilhabe-Angebot. Professionelle Tänzerinnen und Tänzer können gemeinsam mit der Ballett-Compagnie trainieren, Kinder und Jugendliche treffen sich regelmäßig zum Singen und Theaterspielen in den Räumen des Staatstheaters. Ein neu gegründetes Kollektiv probt für ein Projekt, das Anfang Juli zur Premiere kommen wird. Das Schauspiel beteiligt sich am internationalen Online-Lesungsprojekt „Gefühl des Krieges“ und bietet Künstlerinnen und Künstlern aus der Ukraine immer wieder eine Bühne in der 3. Etage des Schauspielhauses.

Das Staatstheater Nürnberg möchte Geflüchteten aus der Ukraine Raum für künstlerische Projekte und Partizipation bieten. In den letzten Wochen sind viele Menschen aus dem Kriegsgebiet nach Nürnberg gekommen, darunter vor allem auch Kinder und Jugendliche sowie einige Künstlerinnen und Künstler. Die Theaterpädagogik PLUS hat unter der Leitung von Anja Sparberg ein lokales Netzwerk für Geflüchtete aufgebaut und bietet zahlreiche Partizipationsangebote am Staatstheater Nürnberg. Immer montags treffen sich Kinder und Jugendliche in der 3. Etage des Schauspielhauses mit Lisa Milyukova zum gemeinsamen Singen auf Ukrainisch, Deutsch und Englisch.

Improvisieren und Theaterspielen können Kinder und Jugendliche samstags auf einer der Probebühnen im Staatstheater. Die Gruppe wird von Svitlana Mykhailenko betreut. In drei unterschiedlichen Altersgruppen wird auf Deutsch bzw. Ukrainisch unterrichtet. Die Leiterin des Theaterstudios „Deutsches Theater Kyiv (Kiew)“ ist jüngst mit einer Gruppe Jugendlicher nach Nürnberg gekommen. Morgens absolvieren sie digitalen Schulunterricht, nachmittags spielen sie Theater. Am 30. April um 16.00 und 18.0O Uhr zeigen sie ihre Verarbeitung der aktuellen Situation in einer öffentlichen Performance auf der Wiese vor dem Staatstheater.

Darüber hinaus entwickelt ein Künstlerkollektiv, das sich jüngst auf Initiative von Olga Komarova und Anja Sparberg gegründet hat, ein Theaterprojekt am Staatstheater: Fünfzehn Theater- bzw. Videokünstlerinnen und Künstler sowie eine Psychologin, die aus verschiedenen Gegenden der Ukraine geflüchtet sind, werden am 2. Juli in der 3. Etage des Schauspielhauses ihr Projekt auf die Bühne bringen. Geprobt wird u.a. gemeinsam mit Schauspielmusiker Kostia Rapoport.

Das Staatstheater Nürnberg Ballett bietet Profi-Tänzerinnen und -Tänzern, die aus der Ukraine geflüchtet sind, eine regelmäßige Trainingsmöglichkeit mit der Compagnie. „Es ist uns ein großes Anliegen, dass die Kolleginnen und Kollegen die Verbindung zu ihrer Kunstform nicht verlieren. Wir möchten ihnen einen Ort bieten, wo sie unter professionellen Bedingungen weiter trainieren und sich künstlerisch ausdrücken können“, sagt Ballettdirektor Goyo Montero. Eine erste Tänzerin aus Charkiw hat das Training als Gast bereits aufgenommen.

Auch der Opernchor kann sich über eine neue Kollegin freuen: Anna Bychkova war in Nürnbergs Partnerstadt Charkiw einige Jahre im Opernchor und als Solistin in der Philharmonie beschäftigt. Ab Herbst singt die Sopranistin im Opernchor des Staatstheaters, der von Tarmo Vaask geleitet wird.

Als eines von bislang siebzehn deutschen und österreichischen Theatern beteiligt sich das Staatstheater Nürnberg Schauspiel am internationalen Online-Lesungsprojekt „Das Gefühl des Krieges“. Die gemeinsame Auftaktveranstaltung, eine Online-Lesung von ukrainischen Kurzstücken, findet am 5. Mai um 19.30 Uhr statt und wird bei nachtkritik.plus übertragen. Die am Gesamtprojekt teilnehmenden Theater erarbeiten derzeit Podcasts und Videos, die im Anschluss als Reihe veröffentlicht werden sollen. Auch Live-Lesungen mit Ensemblemitgliedern im Nürnberger Schauspielhaus sind geplant.

Das Projekt arbeitet mit Dramatikerinnen und Dramatikern zusammen, die am 12. März 2022 in Kiew ein neues „Theater der Autor*innen“ hätten eröffnen sollen. Hierfür war eine Reihe von Kurzstücken geplant, die wegen des russischen Einmarsches nicht fertiggestellt werden konnten. Stattdessen wurden Texte verfasst, die sich unmittelbar mit den Erfahrungen nach Kriegsausbruch auseinandersetzen. Der deutsch-österreichische Zusammenschluss aus verschiedenen Theatern hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Texten ein Forum zu geben.

Zudem werden ukrainische Künstlerinnen und Künstler im „Nachtetagen“-Programm des Staatstheaters präsent sein. So etwa am 22. und 29. April, jeweils um 22 Uhr in der 3. Etage des Schauspielhauses.

Da die Gruppe der Menschen, die sich einen Theater- oder Konzertbesuch kaum oder nur noch sehr selten leisten können, stetig wächst, hat das Staatstheater sein Kartenkontingent für das „KulturTicketNürnberg“ aufgestockt. Die Bürgerstiftung Nürnberg vermittelt auf diesem Weg Einladungen zu kulturellen Veranstaltungen an Menschen mit „Nürnberg-Pass“. Für Geflüchtete aus der Ukraine hat das Staatstheater aufgrund der aktuellen Sondersituation den Zugang zu seinen Vorstellungen noch vereinfacht: Bis zum Ende der laufenden Spielzeit im Juli können Menschen mit ukrainischem Pass an der Abendkasse im Opern- und Schauspielhaus bis zu zwei Freikarten für die jeweilige Veranstaltung erhalten, solange Plätze verfügbar sind.