Christoph Schroth verstorben
Staatstheater Cottbus • 21. September 2022
Wie das Staatstheater Cottbus heute von seiner Ehefrau Barbara Bachmann und Sohn Andreas Dresen erfuhr, ist Christoph Schroth, Regisseur und ehemaliger Intendant des Hauses, gestern im Alter von 85 Jahren verstorben.
Er prägte von 1992 bis 2003 eine wichtige Theaterzeit am Staatstheater Cottbus mit seiner Handschrift. Damit rückte er den „Zonenrand“ Cottbus ins Zentrum des noch jungen wiedervereinten Deutschland und schenkte seinem Publikum und einer ganzen Region Hoffnung und Selbstbewusstsein.
Intendant Stephan Märki: „Christoph Schroth war ein großer Theatermacher vor und nach der Wende, der Cottbus durch besonders schwierige Zeiten hindurch ein wichtiger künstlerischer Impuls- und dadurch ein Hoffnungsgeber war.“
Künstlerische Biografie
Christoph Schroth wurde am 5. Mai 1937 in Dresden geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst Journalistik, bevor er als Regieassistent am Maxim-Gorki-Theater und an der Volksbühne in Berlin seine Theaterarbeit begann. Halle und Berlin waren wichtige Stationen seiner frühen Regiearbeit, bevor er am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin Schauspieldirektor wurde. Dort entwickelte sich Christoph Schroth zu einem der wichtigsten Impulsgeber für das kritische DDR-Theater. 1979 inszenierte er „Faust – Eine Tragödie Erster und Zweiter Teil“, eine der bedeutendsten und meistgespielten Faust-Inszenierungen der DDR. Nach einer Verpflichtung als Regisseur am Berliner Ensemble (1989-92), wo er u.a. „Blaue Pferde auf rotem Gras“ und „Familie Schroffenstein“ realisierte, setzte er von 1992 bis 2003 seine Theaterarbeit als Intendant des Staatstheaters Cottbus fort. Mit den insgesamt acht „Zonenrand-Ermutigungen“ – der Fortsetzung der Schweriner „Entdeckungen“ – trug Christoph Schroth den Ruf der Cottbuser Theaterkunst weit über das Land Brandenburg hinaus. Wichtige Inszenierungen in Cottbus waren u.a. „Effi Briest“ und „Die Marquise von O.“. Ein von der Akademie der Künste herausgegebenes Buch über sein Theaterleben trägt den Titel: „Wo ich bin, ist keine Provinz“.
Christoph Schroth erhielt u.a. den Kunstpreis der DDR, den Nationalpreis der DDR und den Hans-Otto-Preis. Am 20. Jahrestag der Deutschen Einheit wurde er für seine herausragenden künstlerischen und gesellschaftspolitischen Leistungen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) geehrt. Er ist Ehrenmitglied des Staatstheaters Cottbus und erhielt die Ehrenmedaille der Stadt Cottbus.
„Er hat der Bühne Leben und Inhalt gegeben, sie für die Bürger attraktiv gemacht. In den Zonenrand-Ermutigungen wurden wir mit Träumen und Utopien konfrontiert. Wir erlebten zeitgenössisches Theater, das sich als Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen und Erschütterungen verstand. Die Zuschauer konnten spüren, dass sie vom Theater nicht allein gelassen wurden. Provinziell war die Bühne unter Christoph Schroth nie.“ (Lausitzer Rundschau, 1.12. 2003)