Kalchschmids Albenpanorama

11/2022

Drei musikdramatische Spätwerke des 18. und 19. Jahrhunderts wie sie unterschiedlicher und faszinierender nicht sein könnten: Ein tragisches Oratorium Händels, Mozarts einigermaßen glücklich zu Ende gehender «Titus» und als Satyrspiel eine verrückte Offenbach-Operette!

Klaus Kalchschmid • 22. November 2022

«Theodora» ist Georg Friedrich Händels vorletztes und einziges Oratorium mit dezidiert christlicher Thematik, sieht man vom «Messiah» ab, der jedoch keine dramatische Handlung besitzt, und seine „intimste musikalische Tragödie“ (Romain Rolland). Sie greift eine Legende auf, die unter Kaiser Diokletian spielt: Die Christin Theodora weigert sich, zu Ehren des Herrschers an Jupiter-Festen teilzunehmen. Daraufhin will man sie zur Prostitution im Tempel der Venus zwingen. Durch Kleidertausch kann sie der römische Offizier Didymus retten. Als dieser vor dem Statthalter Valens die Befreiung rechtfertigt, bietet Theodora ihr Leben gegen das des Geliebten an. Beide werden zum Tod verurteilt. 

Die zentrale Tonart für das gut drei Stunden dauernde, musikalisch ungeheuer reife Oratorium ist g-Moll: Eingang- und Schlußchor, der Ch…