Statt in den Luisenpark gehts in die Schildkrötfabrik

Nationaltheater Mannheim • 09. Dezember 2022

Wird wohl länger Baustelle bleiben: Die Mannheimer Ersatzopern-Spielstätte "Theater am Luisenpark" © Maximilian Borchardt

Die Opernsparte des Mannheimer Natioanltheaters kann vorerst die Interimsspielstätte OPAL (Oper am Luisenpark) nicht beziehen, da der Insolvenzantrag der metron Vilshofen GmbH, des Totalunternehmers für den Bau der Hauptinterimsspielstätte der Opernsparte, die Fertigstellung erst einmal gestoppt hat. Auch wenn wir mit Hochdruck daran arbeiten, dass die Arbeiten an dem Gebäude schnellstmöglich wieder aufgenommen werden können, gibt es bei Insolvenzverfahren ein bestimmtes Prozedere, auf das wir keinen Einfluss haben. So sind wir seit ein paar Tagen in Kontakt mit dem jetzt eingesetzten vorläufigen Insolvenzverwalter und stimmen das weitere Vorgehen ab.

Eine herausfordernde Situation für die Opernsparte, die nur mit dem Optimismus und der Kreativität von Opernintendant Albrecht Puhlmann und seinem Team zu meistern ist. Sie haben die Geschicke der Oper bereits erfolgreich durch die Coronapandemie gelenkt, indem mit den White-Wall-Opern ein Konzept entwickelt wurde, das einen Repertoirebetrieb unter Coronabedingungen ermöglichte. Diese Kreativität ist nun erneut gefragt, da neben den Spielmöglichkeiten im Pfalzbau Ludwigshafen und dem Schlosstheater in Schwetzingen auch eine größere Spielstätte in Mannheim für das Mannheimer Publikum existieren soll, in der Opern gezeigt werden können. So kommt kurzfristig ein neuer dritter Spielort hinzu, den erst kürzlich die Tanzsparte mit ihrem »Chopin-Abend ›Крик‹« bespielte: die Alte Schildkrötfabrik.

Historisches Fabrikgelände

Schildkröt ist weltweit der älteste Puppenhersteller, der von 1896 bis heute Puppen unter seinem Warenzeichen produziert. 1993 verlegte er seinen Sitz von Mannheim nach Thüringen. Das historische Areal der Fabrik ist mittlerweile neu mit Gewerbegebäuden bebaut. Das dortige Kesselhaus mit seinen knapp 730 Quadratmetern im industriellen Stil und seinen knapp 20 Meter hohen Decken wurde zum Veranstaltungs- und Kongressort umgebaut und bietet einen Spielraum, in dem zumindest kleinere Werke mit einem speziellen Raumkonzept umsetzbar sind.

So wird dort Ende März/Anfang April 2023 die Regisseurin Cordula Däuper »Dido and Aeneas« von Henry Purcell inszenieren, gefolgt von Peter Maxwell Davies' Oper »The Lighthouse« Ende April 2023 in der Regie von Rahel Thiel. Beide Regisseurinnen haben sich kurzfristig und mit großer Neugier auf den neuen Ort und die neuen Projekte eingestellt und wir freuen uns sehr auf ihre Arbeiten.

Auch die geplante Produktion »Anatevka« wird statt im OPAL in der Alten Schildkrötfabrik Premiere feiern und dort ab Mitte Juli ihr Publikum begrüßen.

Darüber hinaus finden die Premieren im Pfalzbau Ludwigshafen, dem Schlosstheater Schwetzingen und dem Studio Werkhaus wie geplant statt. In den kommenden Tagen wird das Programm auch noch um weitere Veranstaltungen im Musensaal des Rosengartens ergänzt. Dort soll es neben weiteren Familienkonzerten ein Wiedersehen mit dem »Ring an einem Abend« geben und auch ein größeres Konzert mit Chor und Orchester ist in Planung.