Oper Leipzig
Femizid und Herzinfarkt
Bei Monique Wagemakers‘ Inzenierung von Verdis «Otello» rückt eine Frauenfigur in den Mittelpunkt
Werner Kopfmüller • 22. Dezember 2022
Dieses heiße Eisen fassen Regie-Hände heute nur noch ungern an: Die viel diskutierte Frage, ob Otello, der Mohr von Venedig, wie er in der Shakespeare‘schen Vorlage heißt, seinen Außenseiterstatus sichtbar zur Schau tragen soll. Auch in Leipzig wird sie geflissentlich ausgeklammert. Für die niederländische Regisseurin Monique Wagemakers, die dem Haus die erste Neuproduktion von Verdis vorletzter Oper seit 51 Jahren schenkt, ist die Blackfacing-Debatte zweitranging. Otello reiht sich damit ein ins Kollektiv einer weißen, selbstverständlich männlich dominierten Mehrheitsgesellschaft. Schwarze Schminke ist tabu, stattdessen gerät eine feuerrote Lockenperücke zum Blickfa…