Neues Architektenteam führt Pannensanierung zuende

Mainfranken Theater • 10. Januar 2023

So soll das neue Foyer im sanierten Mainfranken Theater Würzburg bei der Fertigstellung aussehen © pfp Architekten Hamburg

Das Schweinfurter Architekturbüro FMP design engineering GmbH zeichnet ab sofort für den Bau und die Sanierung des Mainfranken Theaters verantwortlich. Aufgabenschwerpunkte sind dabei die Vervollständigung und Aktualisierung der bereits vorliegenden Planung, die Vorbereitung und Mitwirkung bei anstehenden Vergabeverfahren sowie die Überwachung und Koordinierung der noch ausstehenden Bauleistungen. Die Neuvergabe der Objektplanung wurde notwendig, nachdem der ursprüngliche Architekt im letzten Jahr aus dem Bauprojekt ausgeschieden war.

Gemeinsam mit Stadtbaurat Benjamin Scheider und Kulturreferent Achim Könneke begrüßte die Leitung des Mainfranken Theaters um Intendant Markus Trabusch und Geschäftsführendem Direktor Dirk Terwey das neue Planungsteam zum Arbeitsbeginn auf der Baustelle im Neubau des designierten Staatstheaters.

"Ich freue mich sehr, heute das Schweinfurter Architekturbüro FMP design engineering GmbH vorstellen zu können. Durch die Verpflichtung dieses leistungsstarken und erfahrenen neuen Planers ist jetzt die Voraussetzung dafür geschaffen, unser ambitioniertes Theaterbauprojekt konsequent voranzutreiben und erfolgreich abzuschließen. FMP besticht durch seine besondere Expertise bei der Übernahme von Bauprojekten in komplexen Störungsszenarien“ so Baureferent Benjamin Schneider zur Begrüßung. „Der Wechsel des Architekten zu einem so späten Zeitpunkt im Bauablauf ist für alle Beteiligten noch einmal eine ganz besondere Herausforderung und ein gravierender Einschnitt. Ich bin überzeugt davon, dass wir hierfür den richtigen Partner gefunden haben“ so Stadtbaurat Schneider weiter.

Projekt erfolgreich beenden

„Unsere Begeisterung für das Mainfranken Theater ist nicht gespielt“, so Sven Franke, Geschäftsführender Gesellschafter und Projektleiter der FMP design engineering aus Schweinfurt. „Neben der reinen Bauaufgabe ist natürlich unser unterfränkischer Bezug ein entscheidendes Kriterium für uns gewesen, uns um diese Aufgabe zu bewerben. Wir arbeiten von Franken aus für die Staats- und die Bundesbaubauverwaltung sowie für internationale Unternehmen. Wir kommen aus Schweinfurt, unsere Mitarbeitenden leben hier. Eine Baustelle in Würzburg ist für uns ein Stück zu Hause. Unser Wunsch ist es, dem Bauherren mit Tatkraft zu unterstützen, sein Projekt zu einem erfolgreichen Projekt zu machen.

Jedes Bauvorhaben ist bei aller Erfahrung des Planers, auch immer ein Prototyp. Wir sind nicht als Manager oder als Verwalter von Defiziten angetreten. Wir sind angetreten und beauftragt die Defizite zu erkennen, Lösungen zu erarbeiten und diese mit all unserer Erfahrung als Architekten, Ingenieure und Techniker auch umzusetzen“.

„Die erste Aufgabe wird sein im Neubau mit dem Kleinen Haus die formalen und technischen Bedingungen für eine zulässige Nutzung herzustellen. Gleichzeitig sind die Restleistungen so voran zu treiben, dass auch technisch ein Betrieb möglich wird“, erläuterte Franke die nächsten Schritte. „Parallel zu dieser ersten Aufgabe, und das wird der deutlich anspruchsvollere Teil sein, werden wir im zweiten Bauabschnitt der Bestandssanierung die Restleistungen der Rohbauarbeiten betreuen und die bestehende Planung in einen Zustand versetzen, der auch baulich durch Handwerker umgesetzt werden kann. Unser Ziel muss es sein, die Planung auf einen realisierbaren Weg zu bringen und diese dann baulich umzusetzen.“

Diskussionen verdecken die Vision

Kulturreferent Achim Könneke ist indes sehr glücklich „dass wir das Team von FMP für das Konzept und die Vision der Würzburger Theatersanierung begeistern konnten“, und ergänzt: „ Die völlig berechtigten und notwendigen Diskussionen um bisherigen Zeitverzug und Kostenentwicklung bei der Umsetzung unseres Großbauprojektes verdecken sehr schnell die Projektvision, dass wir hier in Würzburg eines der spannendsten Theaterbauprojekte bundeweit umsetzen. Wir bauen ganz praktisch das Theater der Zukunft, öffnen das Haus baulich und inhaltlich zur Stadtgesellschaft und schaffen zeitgemäße Arbeitsplätze für die Beschäftigten. Wir verfügen bald über einen ganztägig geöffneten, attraktiven Begegnungsort für die Menschen im Zentrum ihrer Stadt. Ich freue mich hier im zukünftigen Foyer des Neubaus schon heute auf den Start der neuen Spielstätte“.

„Ich freue mich ganz besonders darauf, nun endlich ein Architektenteam an unserer Seite zu haben, dass die Nöte der Künstlerinnen und Künstler wahrnimmt und alles daransetzen wird, sowohl den Neubau so bald wie möglich fertigzustellen – als auch die Sanierung des Bestandsgebäudes mit höchster zeitlicher Priorität zu versehen.

Die Künstlerinnen und Künstler, alle Mitarbeitenden des Theaters und das Publikum warten schon sehr lange auf diesen Moment und haben es verdient, dass sich jetzt sehr bald der Vorhang hebt“, so Intendant Markus Trabusch bei der Begrüßung.

Eröffnung wohl 2026

„Nun gilt es den Blick voraus zu richten. Das Kapitel PFP Planungs GmbH ist nun hier auf der Baustelle beendet“, so Geschäftsführender Direktor Dirk Terwey und gab noch einmal einen Ausblick auf die kommenden Monate: „Nach den massiven Störungen im bisherigen Bauverlauf wird es noch eine mehrmonatige Übergangszeit geben, bis sich alle Prozesse wieder eingespielt haben. Als Bauherr gilt es für uns zunächst sicherzustellen, dass das neue Architekturbüro FMP möglichst kurzfristig handlungsfähig sein wird. Die Vorlage eines verbindlichen Bauzeiten- und Projektplans ist mit dem neuen Planer für das Frühjahr, die Vorlage der Ausführungsplanung ist für den Frühsommer terminiert. Erst danach können die noch ausstehenden Vergabeverfahren für ausführende Gewerke umgesetzt werden. Voraussichtlich Ende 2023 starten die weiteren Arbeiten im Bestandgebäude mit dem Erstellen einer dichten Gebäudehülle und der folgenden Umsetzung des Innenausbaus. Die Eröffnung des Bestandsgebäudes mit dem Großen Saal wird sich weit in das Jahr 2026 schieben, soweit ist es derzeit absehbar.

Gleichzeitig wird FMP die Unterlagen und Aussagen des bisherigen Architekten zu Kostenentwicklungen insbesondere für die noch ausstehenden Leistungen prüfen und, wo immer notwendig, aktualisieren. Für Aussagen zu Kostenentwicklungen benötigen wir jetzt zunächst diese fundierte Einschätzung. Aktuell gilt gemäß Stadtratsbeschluss aus dem Herbst 2021 weiter ein Budget für die gesamte Baumaßnahme in Höhe von 103 Mio. Euro“, so Terwey auf der Pressekonferenz.

Nach dem kompletten Auszug des Theaters aus dem Bestandsgebäude im Sommer 2020 organisiert sich derzeit der gesamte Spielbetrieb des Mainfranken Theaters in der Interimsspielstätte Theaterfabrik Blaue Halle in der Dürrbachau bei der va-Q-tec AG. Das Philharmonische Orchester spielt seine Abokonzerte weiterhin in der Hochschule für Musik Würzburg. Das Theater hofft darauf, möglichst bald den Spielbetrieb im Theaterneubau mit dem Kleinen Haus aufzunehmen. Insbesondere die Schauspielsparte soll hier die dringend benötigte neue Spielstätte beziehen.

Die Planung:

Die Gesamtmaßnahme Sanierung und Erweiterung des Mainfranken Theaters gliedert sich in zwei Bauabschnitte: Im Sommer 2018 startete der erste Bauabschnitt. Dieser Bauabschnitt umfasst den Neubau eines Kopfgebäudes mit einer Spielstätte, genannt „Kleines Haus“ (Theatersaal mit 330 Sitzplätzen), Foyerflächen, Ballettraum, Probebühnen und einer eigenständigen Gastronomie. Dieser Bauabschnitt befindet sich kurz vor der Fertigstellung. Der im Sommer 2020 begonnene zweite Bauabschnitt umfasst die Sanierung und Erweiterung des vormaligen Bestandsgebäudes mit dem Großen Haus (Theatersaal mit zukünftig rund 640 Sitzplätzen, mit Vollbühne und Orchestergraben) und Backstage-Bereich, dem ergänzenden Neubau eines Orchesterprobesaal und einer Kostümwerkstatt und weiteren Theaterfunktionsbereichen. Der zweite Bauabschnitt befindet sich im Rohbau. Mit der Fertigstellung des Rohbaus ist im Frühjahr 2023 zu rechnen.

Über das Vermögen des ursprünglich für die Objektplanung verantwortlich zeichnenden und nun ausgeschiedenen Architekturbüro PFP Planungs GmbH wurde am 1. Juli 2022 vom Amtsgericht Hamburg ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Bedingt durch dieses Insolvenzverfahren und der mangelhaften Performance bei der Planung und Umsetzung des Projektes der Würzburger Theatersanierung wurde der PFP Planungs GmbH durch den Bauherrn gekündigt.

Es wurde dabei zunächst sichergestellt, dass es zu keinem Baustillstand kommt, bis ein neues Planungsbüro die Arbeit aufnehmen kann. Dies ist gelungen. Ergänzend hatte sich PFP vertraglich verpflichtet, bis zum 31. Dezember 2022 den ersten Bauabschnitt (Neubau) bis zur Nutzungsaufnahme zu führen und im zweiten Bauabschnitt zumindest die Rohbauphase abzuschließen. Beide Ziele wurden klar verfehlt. Nun wurde das Kapitel PFP Planungs GmbH zum 31. Dezember 2022 endgültig beendet.