Staatstheater Nürnberg

Welttheater mit Schuss

„Falstaff mal anders“, lautet die Devise in David Hermanns neuer Produktion von Verdis letzter Oper. Der dicke Genussmensch wird hier auf Normalmaß zurechtgestutzt, doch so richtig entfaltet sich das Regiekonzept nicht. Nur hin und wieder schleicht sich der Zauber auf die Bühne

Stephan Schwarz-Peters • 23. Januar 2023

Anders als in Arrigo Boitos Libretto ist Falstaff (Claudio Otelli) bei David Hermann keine fette Witzfigur, dennoch bleibt Emily Newton als Alice Ford standhaft © Pedro Malinowski

Beruhigend zu wissen, dass selbst ein verkümmertes Vorstadtgewächs wie Mister Ford aus Windsor noch Reste eines Seelenlebens zu haben scheint. Zumindest wenn die Eifersucht ihn packt. Denn dann – ja dann! – erwacht das Schimpansenmännchen in ihm zum Leben, trommelt sich auf die Schimpansenbrust und klettert die kalten Betonwände empor. Während Samuel Hasselhorn (stimmlich souverän, aber leider den ganzen Abend über ein wenig verschlossen) Fords Monolog „È un sogno?“ singt, starten der Regisseur David Hermann und sein Ausstatter/Videokünstler Jo Schramm den größten Coup der neuen Nürnberger «Falsta…