Art but fair United gegründet

Art but fair united • 16. März 2023

Aus „art but fair“ in Österreich wird „art but fair UNITED“– Berufsverband der kurzfristig Beschäftigten und Neuen Selbständigen in der Darstellenden Kunst und Musik in Österreich

Die Gründungsmitglieder Angelika Wild und KS Wolfgang Ablinger-Sperrhacke (vorne) sowie Georg Streit, Martin Thoma, Edda Breit und Heinz-Arthur Boltuch © privat

Seit 2013 setzt sich „art but fair“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz für ethische und faire Arbeitsbedingungen sowie angemessene Gagen in der Darstellenden Kunst und der Musik ein. 

Gestern, am 15.03.2023, setzte die Organisation einen Meilenstein in Österreich: der Verein "art but fair UNITED" mit Sitz in Wien wurde gegründet und wird als europaweit erster Berufsverband die wirtschaftlichen und sozialen Interessen freischaffender Künstler*innen an öffentlich geförderten bzw. in öffentlicher Trägerschaft befindlichen ständigen Theaterunternehmen, Festivals und Konzertbühnen vertreten.

Als Standesvertretung wird „art but fair UNITED“ mit Expertise bei den gesetzgebenden Körperschaften auf die Beseitigung von Regelungslücken in den aktuellen Rechtsvorschriften hinwirken.

Die Covid-19 Pandemie hat drastisch die prekäre Situation der Neuen Selbständigen gezeigt, vor allem im Konzertsektor, sowie der wachsenden Gruppe sozialversicherungspflichtig kurzfristig Beschäftigter, i.e. Gäste an Theatern, die keine Berufsvertretung haben und denen Hilfsmaßnahmen wie Kurzarbeit verwehrt blieben.

In den letzten drei Jahren kamen auch rechtlich fragwürdige, jahrzehntelang praktizierte Beschäftigungsmodelle an öffentlich geförderten Institutionen ans Tageslicht. Dagegen richtet sich aktuell eine Musterklage für den gesamten Chorbereich bei den Salzburger Festspielen, deren Verhandlungsbeginn am Arbeits- und Sozialgericht Wien mittlerweile auf den 24.04.2023 festgesetzt wurde.

Das Kuratorium der Salzburger Festspiele und das Kulturministerium haben weder kontrolliert, ob die Festspiele ihren Zahlungs- bzw. Kompensationsverpflichtungen für rechtsgültige Verträge nachkamen, noch ob überhaupt rechts- und sozialversicherungskonform agiert wurde. Ähnliche Problemlagen gibt es auch bei anderen Festivals wie den Bregenzer Festspielen.

Die Kulturpolitik hat bis dato keine Konsequenzen aus der Feststellung der Rechts- und Gleichheitswidrigkeit der Kulturschließungen während der Pandemie durch den VfGH gezogen, hat keine Vorschläge gemacht, wie den freischaffenden Künstler*innen der entstandene finanzielle Schaden nachträglich ausgeglichen werden könnte.

Die Provisionsteilung der Vermittlungsgebühr von Agenturen, immerhin 5% der Einkommen, wird den Beschäftigten von vielen Theaterunternehmen gegen die Bestimmungen des Theaterarbeitsgesetzes immer noch vorenthalten, das Risiko von Force majeure oder durch „theaterbedingte Verschiebungen“ zu 100% abgewälzt. Machtmissbrauch ist weiterhin endemisch im Kultursektor, das Machtgefälle durch die fehlende Vertretung ist enorm.

Es ist an der Zeit, im Kulturland Österreich für die freischaffenden Künstler*innen an Theaterunternehmen, Festivals und Konzertbühnen eine berufsständische Vertretung zu etablieren, um Missstände in der Branche gemeinsam zu beheben.
Die Änderung der EU-Kartellrichtlinien der Europäischen Kommission vom 29. September 2022 ermöglichen einen Zusammenschluss von Neuen Selbständigen, um Tarif- bzw. Kollektivverträge abschließen zu können. Auch das wird zu unseren Aktivitäten zählen.

Gründungsmitglieder sind: KS Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, Heinz-Arthur Boltuch, Edda Breit (Cellistin, Vorstand IG Freie Musikschaffende), Norbert Ernst, Elisabeth Kulman, Arpiné Rahdijan (Opern- und Konzertsängerin, Vorstand Stimm-IG), RA Mag. Georg Streit, Martin Thoma, Mag. Angelika Wild

Vorsitzender: KS Wolfgang Ablinger-Sperrhacke (Opern- und Konzertsänger)
Vorsitzender - Stellvertreter: Martin Thoma (freischaffender Chorsänger)
Vorstandsmitglied: Heinz-Arthur Boltuch (Sprecher/Schauspieler, Vorstand VOICE)
Mitglieder des erweiterten Vorstands: RA Mag. Georg Streit, Mag. Angelika Wild
Ehrenmitglied: Elisabeth Kulman

Der Vereinsbetrieb und die Entgegennahme von Mitgliedsanträgen wird am 01. Mai 2023 starten. Bis dahin können sich Aufnahmewillige jedoch ab sofort kostenlos auf unsere Evidenzliste unter UNITED@artbutfair.org schreiben lassen.