Buchkritik

„Parsifals Verführung“ von Laurence Dreyfus

Der Debütroman des Musikwissenschaftlers dreht sich um einen jüdischen Dirigenten, der Wagners «Parsifal» zur Uraufführung bringen soll und sich dabei fast selbst verliert

Ute Grundmann • 24. Mai 2023

Ist Richard Wagners Antisemitismus „eine aufrichtig vertretene Haltung“, die deshalb Respekt verdient, auch, weil sie „von ernsthafter künstlerischer Gesinnung diktiert“ ist? So versucht der jüdische Dirigent Hermann Levi sich den Komponisten schönzureden, schließlich soll er dessen «Parsifal» zur Uraufführung bringen. Das ist der Kern und der Konflikt im Roman des Musikers und Musikwissenschaftlers Laurence Dreyfus, der seine Leser tief ins ausgehende 19. Jahrhundert führt.

Zwischen 1881 und 1901 spielt die Handlung um das christliche Erlösungsdrama und dessen, von Wagner selbst gewählten, jüdischen Dirigenten. Darauf basierend, baut Dreyfus gleich mehrere Spannungsfelder auf – immer aus der Sicht des zu und mit Parsifal verführten Hermann Levi. Der versucht es mit der vorsichtig-ehrfurchtsv…