Deutsche Oper Berlin trauert um Robert Hale

Deutsche Oper Berlin • 28. August 2023

Robert Hale als Méphistophélès an der Deutschen Oper Berlin © kranichphoto

Es gibt nur wenige Opernpartien, die für ihre Interpreten eine so lebensbestimmende Bedeutung besitzen wie Wagners Wotan. Jeder Sänger, der den Göttervater in Wagners «Ring des Nibelungen» erfolgreich interpretiert, bleibt dem Publikum vor allem in dieser Partie im Gedächtnis – so sehr, dass alle anderen Rollen seines Repertoires fast nur wie Teilaspekte dieser einen erscheinen. Das gilt für Robert Hale in ganz besonderem Maße: Über zwanzig Jahre lang dominierte der 1933 geborene Texaner als Wotan die Bühnen der Opernwelt. Dass es dazu kommen konnte, lag auch daran, dass er die Partie mit Götz Friedrich 1986 in dessen neuem «Ring» an der Deutschen Oper Berlin erarbeiten konnte.

Die Deutsche Oper unter Götz Friedrich sei seine künstlerische Heimat gewesen, hat Hale immer wieder beteuert, hier habe er gelernt, seine großen Opernpartien nicht nur zu singen, sondern vom Wort und vom Schauspielerischen her durchzugestalten. Nach seinem umjubelten Debüt als Wotan, den er hier bis 2005 in 30 Aufführungen des Zyklus verkörpern sollte, wurde das Haus an der Bismarckstraße zur künstlerischen Basis für den Bassbariton: An mehr als 170 Abenden sollte er in den folgenden zwei Jahrzehnten hier auf der Bühne stehen und zeigte seine sängerdarstellerische Vielseitigkeit schnell auch in weiteren großen Partien seines Fachs: Pizarro, Amonasro und Scarpia, Wagners Holländer, die vier Bösewichter in Offenbachs «Contes d'Hoffmann» und, quasi als dämonisch-skurrilen Gegenpol zu Wagners Obergott, den Méphistophélès in Gounods «Faust», bei dem er mit E-Gitarre und Teufelskostüm ein unerwartetes komisches Talent bewies.

Nun ist Robert Hale einen Tag nach seinem 90. Geburtstag in Kalifornien verstorben. Die Deutsche Oper Berlin trauert um einen Sängerdarsteller, der ihr und ihrem Publikum viele außerordentliche Abende geschenkt hat, und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.