Neue Oper Wien

Eine politisch korrekte Judith

Carmen C. Kruse interpretiert die Titelfigur von Fabián Panisellos neuer Oper «Die Judith von Shimoda» als feministische Aktivistin und entfernt das Japanische aus der Handlung

Walter Weidringer • 03. November 2023

Dass Okichi (Mitte: Anna Davidson) eine Heldin ist, wird von der Gesellschaft (Harald H. Hein, Timothy Connor, Alexander Kaimbacher) nicht gesehen © Armin Bardel

Gegen Ende wird sie noch in einer Ballade besungen, die Heldin Okichi in Fabián Panisellos Oper «Die Judith von Shimoda». Das Orchester aber jault zunächst einmal schmerzerfüllt auf, sehrende hohe Streicher gehen durch Mark und Bein, in der Tiefe brodelt es. Als Einleitung für einen Jubelgesang taugt das gewiss nicht. Also verwundert es auch nicht, wenn der Bassist Karl Huml als Bänkelsänger dann ein schwermütig-dunkles Duett mit einem Kontrabass anstimmt. Das klingt kantabel, ja sogar volksliedartig schlicht und dadurch bewegend – nur die Harfe steuert als erstes Instrument atonale Einsprengsel bei: Sie wirken wie eine Dornenkrone oder Geißelhiebe. Okichi…