Musiktheater an der Wien

Vom Ehebett in die Hölle

In Wien wird aus der naiven, märchenhaften Geschichte von «Schwanda, dem Dudelsackpfeifer» bei Tobias Kratzer ein psychologisches Kammerspiel um verdrängte Sexualität

Klaus Kalchschmid • 20. November 2023

Dorata (Vera-Lotte Boecker) und Schwanda (Andrè Schuen) verlieren sich zu Beginn der Oper aus den Augen. Tobias Kratzer orientiert sich in seiner Inszenierung am Kubrik-Film „Eyes Wide Shut“ © Matthias Baus

Jaromír Weinbergers Musik für seine 1927 in Prag uraufgeführte „Volksoper“ kennt viele Stile zwischen süffiger Operette (seine «Frühlingsstürme» wurden 2020 an der Komischen Oper aufgeführt und sind auf DVD erhältlich), schillerndem Korngold und Zemlinsky, zündenden Melodien à la Smetana, gemischt mit tschechischem Volksgut, ein wenig Janáček (der zeitgleich seine letzten Opern schrieb) und dann wieder aufregend modernen, geradezu magischen Klängen, wie im Vorspiel zur Szene mit der Eiskönigin. Nur der szenisch allgegenwärtige Dudelsack, von dem imme…