Salzburger Festspiele

Lang lebe Kaiserin Meloni

Robert Carsens Neuinszenierung von Mozarts «La clemenza di Tito» gibt, ob gewollt oder nicht, Kopfnüsse auf. Namhafte Stimmen erwecken unter der Leitung von Gianluca Capuano Graustufen zum Leben

Stephan Burianek • 19. Mai 2024

Viel bunter als auf diesem Foto wird es in der Inszenierung von Robert Carsen nicht © Marco Borrelli

Die Macht ist nicht bunt und lebensfroh, sondern eine recht triste Angelegenheit. Das macht uns zumindest Robert Carsen glauben, denn es sind gleichsam Graustufen der Macht, die im Einheitsbühnenbild und in den Kostümen von Gideon Darvey die Salzburger Neuinszenierung von Mozarts «La clemenza di Tito» prägen. 

„Wie freudlos ist doch das Geschick der Herrscher“, singt Daniel Behle denn auch gegen Ende als Kaiser Titus (Tito). Im farblosen Business-Anzug mit Aktenkoffer werden ihm von Carsen nur wenige Möglichkeiten zur szenischen Entfaltung zugestanden, dafür durchbricht der in der Schweiz lebende deutsche Tenor mit österreichischen Wurzeln den steifen Charakter seiner Titelfigur mit einer phänomenalen stimmlic…