Salzburger Festspiele

Und ewig lockt das fatale Russland

Russland lässt Salzburg nicht los: Faszinierend bringen die Wiener Philharmoniker unter Timur Zangiev das Süße und das Herbe in ein schwebendes Gleichgewicht, die Regie von Peter Sellars holpert indes

Walter Weidringer • 14. August 2024

Utopisch: Hauslehrer Alexej Iwanowitsch (Sean Panikkar) gesteht der Stieftochter seines Arbeitgebers, Polina (Asmik Grigorian) seine Zuneigung © SF / Ruth Walz

„Ich habe keinen einzigen menschlichen Gedanken im Kopf. Alles in mir ist stehen geblieben. Sie sehen selbst, wodurch“: Keine Viertelstunde des Stücks ist vergangen, da kann Alexej schon nicht mehr hinterm Berg halten mit seinen unstandesgemäßen Gefühlen für Polina. Auf rührend ungeschickte Art beginnt der junge Hauslehrer also, der Stieftochter seines Dienstherrn seine Liebe zu gestehen. Ziellos kreist da anfangs ein Motiv im Sechsachteltakt, wenn Alexej vor der Leere im Hirn spricht. „Ich weiß nicht einmal, was auf der Welt vor sich geht, was bei uns in Russland los ist.“ Und auf dieses Stichwort hin entfaltet sich unvermittelt eine zart-schwärme…