Brief an Herbert Kickl
Volksfestung Salzburg
Es ist möglich, dass die FPÖ die kommenden Wahlen in Österreich gewinnt. OPERN·NEWS hat - exklusiv - das Konzept für eine Reform der Salzburger Festspiele
Edwin Baumgartner • 27. August 2024
Bei einem Wahlkampfauftritt in Hallein (Salzburg) sagte FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl über die Salzburger Festspiele kürzlich u.a.: „Na ja, da wäre ihnen das Gesicht eingeschlafen, wenn ich dort aufgetaucht wäre. Dann hab ich gesagt, da will ich gar nicht dabei sein bei diesen Heuchlern, bei dieser Inzuchtpartie (…)“ – Diese Worte haben Edwin Baumgartner zu einer Bewerbung inspiriert. Er schrieb dem Politiker, der Österreichs nächster „Volkskanzler“ werden möchte, den folgenden Brief:
Höchst verehrter Herbert Kickl!
Selten hat mir jemand so aus der Seele gesprochen wie Sie, als Sie das Salzburger Festspielpublikum als „Inzestpartie“ bezeichnet haben. Diese ganze Hochkultur ist ja ein einziger linker Inzestverein. Das wird sich ändern, wenn Sie endlich Volkskanzler des fünfjährigen Reichs sind. Länger wird es wohl nicht dauern, aber in fünf Jahren kann man auch viel erledigen.
Deshalb möchte ich mich als Intendant der Salzburger Festspiele bewerben und Ihnen meine Ideen zu einer Reform nahebringen.
Der Grundgedanke ist, dass man auf diese ganzen ausländischen Künstler und Festspielgäste verzichten kann (zu der Ausnahme komme ich später). Weg mit der scheußlichen Internationalität! Salzburg gehört den Österreichern (ich verzichte auf das linksfeministische Gendern), ganz so wie Mozart, Beethoven oder der Prinz Eugen, der den Türken gezeigt hat, was eine Reiterei ist.
Aus diesem Grund schlage ich als symbolische Maßnahme vor, den durch linke Ideologen längst verschmutzten Namen „Salzburger Festspiele“ zu ersetzen durch den Namen „Salzburger Volksspiele“ – ganz entsprechend Ihrer Rolle als Volkskanzler.
Lassen Sie mich nun Ihnen ein paar Eckpunkte meines Konzepts der Salzburger Volksspiele darstellen.
1) In der Salzach wird eine Bühne aufgebaut. Auf ihr treten die besten österreichischen Bierzeltmusiker auf. Finanzieren könnte das die Stiegl-Brauerei, eventuell in Zusammenarbeit mit anderen Salzburger Braustuben. Der Höhepunkt der Veranstaltungsreihe findet stets am vorletzten Tag der Salzburger Volksspiele statt: Die Volksspielnacht mit der John Otti Band. Wie die Bühne benannt wird, ist zu überlegen: Salzachbühne wäre ebenso möglich wie, meine Präferenz, John Otti Bühne.
2) Die Dominanz der inzestuösen Hochkultur in den bisherigen Festspielhäusern und nunmehrigen Volksspielhäusern muss enden. Weshalb man seit Jahren einem Andreas Gabalier sowohl das erste wie das letzte Konzert einer Saison vorenthält, ist unverständlich. Das werde ich ändern. Jedes Jahr wird unser Andi mit den Wiener Philharmonikern sowohl Anfang als auch Ende der Volksspiele bestreiten. Das Große Festspielhaus wird übrigens in „Unser-Andi-Haus“ umbenannt; das Haus für Mozart hingegen in Karl-Heinrich-Waggerl-Haus, um zu zeigen, dass auch die Literatur einen festen Platz bei den Festspielen hat. Die Felsenreitschule kann ihren Namen behalten, der Hinweis auf die Rolle der Pferde bei den Salzburger Volksspielen kommt mir sehr gelegen. Davon etwas später.
3) Apropos Literatur: Es wird eine Veranstaltungsreihe mit Kleinkunst im Unser-Andi-Haus ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Ohne Witz und doppelten Boden“ werden Künstler wie Uwe Steimle und Monika Gruber auftreten, um die bisherige Heuchelei zurecht zu rücken.
4) Sonst brauchen wir aus Deutschland weniger die Berliner Philharmoniker, schließlich haben wir eigene, als vielmehr Rockbands, um diesen linken Hochkultur-Inzest aufzubrechen. „Frontalkraft“, „Sleipnir“ und ähnliche Formationen werden im Karl-Heinrich-Waggerl- und im Unser-Andi-Haus eine Festung Salzburg errichten, dass die auf dem Festungsberg dagegen wie eine Ruine ausschaut.
5) Natürlich brauchen wir bei den Salzburger Volksspielen auch Oper, Theater und Konzerte mit klassischer Musik. Leider. Doch so ist die Tradition, und ich denke, man sollte teilweise an sie anknüpfen, zumal diese Schiene reformierbar ist. Zum Beispiel der "Jedermann": Das Einzige, was die Leute an diesem Stück interessiert, ist doch, wer die Buhlschaft spielt. Also wird jedes Jahr ein Modelcontest zur Wahl der Salzburger Buhlschaft veranstaltet. Danach wird bekannt gegeben: Buhlschaft des Jahres ist usw. Das genügt. Statt des "Jedermann" wird eine Dramatisierung von Akif Pirinçcis Buch „Deutschland von Sinnen: Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer“ gezeigt.
Zum Musikchef ernenne ich – und da komme ich zu der Ausnahme, was Internationalität betrifft – Valery Gergiev. In seine Kompetenz wird es fallen, eine Oper in Auftrag zu geben: „Wladimir“, ein Hohelied auf Wladimir Putin. Für den Text hoffe ich, Sachar Prilepin gewinnen zu können. Über den Komponisten muss sich Gergiev den Kopf zerbrechen, ich kenne aufgrund der westlichen Inzest-Propaganda keine ernsthaften Komponisten, die Putin unterstützen. Jedenfalls ist für die Rolle der Swetlana Kriwonogich natürlich Anna Netrebko vorgesehen. Ein weiterer Klassik-Höhepunkt wird eine Konzertreihe mit Teodor Currentzis sein, der, man weiß ja um seine Vorliebe für werkfremde Zutaten, Mozart-Sinfonien mit russischen Militärmärschen zwischen den Sätzen dirigieren wird.
Als willkommener Nebeneffekt sollten diese Maßnahmen die Salzburger Volksspiele auf den finanziell sicheren Rubel-Boden stellen.
6) Die größte inzestuöse Heuchelei ist die sogenannte Festrede zur Eröffnung der Festspiele. An deren Stelle tritt in meinem Konzept eine Volksrede zur Eröffnung der Volksspiele, um diese verlogene Heuchelei endlich zu beenden. Daher schlage ich vor, dass Wladimir Putin eingeladen wird zum Thema „Der Weltfriede“ zu sprechen. Sollte er verhindert sein, könnte Martin Sellner über „Demokratie richtig verstanden“ sprechen.
7) Und nun zum glorreichen Finale: In bester Tradition der barocken Pferdeballette zeigen meine Salzburger Volksspiele ein Ballett der Polizeipferde mit anschließender Jagd auf Impfbefürworter und andere sinistere Ausländer. Bei Schlechtwetter wird die Veranstaltung ins Café Tomaselli verlegt.
Ich hoffe, ich stoße mit meinen vorerst noch rudimentären Vorschlägen auf Gegenliebe und bin gerne bereit, Ihre Anregungen gemäß dem Motto: „Euer Wille geschehe“ entgegenzunehmen. Mein Herz sagt ja!
Ihr Edwin Baumgartner
Sicherheitshinweis: Dieser Brief ist Satire
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Am Brucknerhaus werden Kultur und Demokratie demontiert. – Von: Axel Brüggemann, in: backstageclassical.com, 25.08.2024