Grand Théâtre de Genève

Es bleibt das Rampensingen

Michael Thalheimers Neuproduktion von «Tristan und Isolde» passt in ihrer Bildarmut irgendwie gut in die Hauptstadt des Calvinismus. Doch auch musikalisch bleibt der große Sog aus

Willi Patzelt • 17. September 2024

In Thalheimers Inszenierung spielt eine Wand mit LED-Leuchten eine Hauptrolle © Carole Parodi

Im «Tristan» treffen nicht einfach nur zwei Verliebte aufeinander. In Wagners so unerhört fesselnder und regelrecht intoxikierender „Handlung“ – den Begriff „Oper“ hatte Wagner im Jahre 1859 bereits überwunden – rasen mit Tristan und Isolde gleichsam zwei Planeten ineinander, explodieren, verschmelzen, und es entsteht so eine metaphysischen Singularität. Das sieht zumindest Regisseur Michael Thalheimer so – und er hat damit auch völlig recht. Extra an das CERN, jener nahe Genf gelegenen großen nuklearphysikalischen Forschungseinrichtung, sei Thalheimer – so erzählte er es im Vorfeld seiner Arbeit in einem Interview – gefahren, um sich über das physikalische Phänomen der Si…