Oper Frankfurt

Urteufelin und Höllenrose

Die Frankfurter «Lulu» sieht die Protagonistin als Katalysator, der die schmutzigsten Seiten der Gesellschaft an die Oberfläche bringt – eine ebenso intensive wie ambivalente Inszenierung

Daniela Klotz • 06. November 2024

Lulus wird förmlich zerrissen von denen, die sie zu lieben vorgeben – v.l.n.r.: AJ Glueckert (Alwa), Brenda Rae (Lulu), Claudia Mahnke (Gräfin Geschwitz) und Alfred Reiter (Schigolch) © Barbara Aumüller

In den knappen Applaus zur Pause mischt sich das vernehmliche „Gott sei Dank“ einer Frau aus dem Publikum. Alban Bergs Zwölfton-Oper «Lulu» ist harter Tobak, die Frankfurter Inszenierung von einer Intensität, der man gern entrinnen möchte. Regisseurin Nadja Loschky fokussiert sich auf den Schmutz, der sich unter der Oberfläche einer patriarchalischen Gesellschaft verbirgt und unweigerlich hervorquillt, sobald sich nur der kleinste Riss in der polierten Fassade zeigt. Die Fassade, das sind bühnenhohe halbrunde Wände, die sich mit der Drehbühne umeinander und gegeneinander bewegen. Katharina Schlipf…