Wiener Staatsoper

Bällebad und Seifenschaum

„Nest“ heißt eine neue Spielstätte für Kinder- und Jugendopern. Sie wurde mit Thierry Tidrows neuer Oper «Sagt der Walfisch zum Thunfisch» eröffnet. Eine Kinderkritik

Tamino Burianek • 03. Januar 2025

Zwei Wesen (Premierenbesetzung: Hannah-Theres Weigl und Florentina Serles) werden Freunde ​​​​© Wr. StO / Michael Pöhn

In Wien gibt es ein neues Theater, in dem Opern für Kinder und Jugendliche gespielt werden: „Nest“ ist die Abkürzung für „Neue Staatsoper“ und eine Spielstätte der Wiener Staatsoper. Sie befindet sich gleich gegenüber des Musikvereins, im Künstlerhaus, und ist ganz modern, was mir sehr gut gefällt. Vom Eingang kommt man direkt in den hellen Garderobenbereich, der eine coole Dachschräge aufweist. Darüber befindet sich der völlig schwarze Zuschauerraum, wo die Sitzreihen sehr steil aufsteigen. Das hat den Vorteil, dass Kinder sogar dann die gesamte Bühne sehen, wenn vor ihnen ein Erwachsener sitzt. Was mich sehr wundert, ist, dass die Sitze nicht versetzt zueinander montiert wurden, sondern direkt hintereinander. Das funktioniert aber super.

«Sagt der Walfisch zum Thunfisch» heißt die erste Produktion, die dort gezeigt wird. Leider waren mein Papa und ich nicht bei der Uraufführung dabei, aber so erscheint dieser Artikel halt ein bisschen später. Der Komponist heißt Thierry Tidrow, und obwohl die Oper sechzig Minuten dauert, passiert darin nicht viel: Es treffen sich ein Stein, glaube ich, und ein Forscher mit einer gelben Lieferbox. Sie werden Freunde und nennen sich nach einer längeren Diskussion „Ich“ und „Du“. Dann beginnt es zu regnen, und zwar sehr stark. Die Regentropfen sind rote Plastikbälle, zuerst nur ein paar, und dann fallen plötzlich ganz viele auf einmal herunter und erinnern an ein Bällebad. Ein Arche-Noah-Schiff mit Musikern mit lustigen Frisuren kommt vorbei, das nimmt aber nur jeweils zwei Instrumente mit. 

„Ich“ und „Du“ können nicht schwimmen, aber weil sie keine Musiker sind, möchte sie der Kapitän Noe nicht mitnehmen. Weil er aber gerne Witze hört, gibt er ihnen eine Chance, und „Du“ bringt ihn zum Lachen, indem er einen Witz erzählt, auf den alle wegen des Titels schon warten, und der geht so: „Sagt der Walfisch zum Thunfisch: ‚Was soll ich tun, Fisch?‘ Sagt der Thunfisch zum Walfisch: ‚Du hast die Wahl, Fisch!‘“ – schon lustig, oder? Jedenfalls darf „Du“ letztlich doch aufs Boot, aber „Ich“ scheitert und muss im steigenden Wasser bleiben. Weil das aber unfair und nicht sehr freundlich ist, verzichtet „Du“ auf die rettende Fahrt und bleibt bei „Ich“. Gemeinsam schichten sie so viele Steine auf, dass sie die Sintflut heil überstehen.

Ein Schiff könnte Ich und Du vor der Sintflut retten. Der Kapitän und Bandleader Noe (Premierenbesetzung: Alex Ilvakhin) sträubt sich dagegen ​​​​© Wr. StO / Michael Pöhn

Es wird meistens gesungen und gespielt, nur während der Witze-Szene wird gesprochen. Maria Nazarova singt als „Ich“ etwas höher als Florentina Serles („Du“), Andrei Maksimov (Noe) ist ein Bariton. Alle drei haben kräftige Stimmen und brauchen kein Mikrofon – zumindest glaube ich nicht, dass die Stimmen aus den seitlichen Lautsprechern verstärkt wurden. Die Musik ist nicht sehr dramatisch und oft ziemlich leise, was aber an der Komposition liegt und nicht daran, dass das Orchester so tief im Orchestergraben sitzt, sodass man es gar nicht sehen kann. Bei den Musikern auf dem Arche-Noah-Schiff kommen auch Pop-Instrumente zum Einsatz, wie eine elektronische Bassgitarre, eine E-Gitarre und ein Schlagzeug. 

Beeindruckend war vor allem die Maschine, die am Ende die Flut produzierte und innerhalb von wenigen Sekunden die halbe Bühne mit einem mehr als einen Meter hohen Berg aus Seifenblasen füllte. Das war schon sehr cool!


Tamino Burianek ist zehn Jahre alt und besucht die vierte Klasse Volksschule in Wien.
 


«Sagt der Walfisch zum Thunfisch» – Thierry Tidrow
Wiener Staatsoper · Nest (Neue Staatsoper im Künstlerhaus)

Altersempfehlung: 6-10 Jahre

Kritik der Aufführung am 2. Januar
Termine: 4./5. Januar