Wiener Staatsoper

Drei Charakterkünstler mit Plan

Aktuell, brisant und trostvoll gestalteten Georg Nigl, Nicholas Ofczarek und Vladimir Jurowski einen Abend, der durchschüttelte

Walter Weidringer • 10. Januar 2025

Nicholas Ofczarek (links) und Georg Nigl spannen einen gesanglichen Bogen von Bach über Pete Seeger zu den „Letzten Tagen der Menschheit“ © Wr. StO / Michael Pöhn

Ist das wirklich Bachs C-Dur-Präludium aus dem „Wohltemperierten Klavier“, das Vladimir Jurowski da so fein säuberlich und zart beginnen lässt? Gerade hatte noch Winter in den Karpaten geklirrt – und Kompagnieführer Hiller die Unmenschlichkeit des Wetters mit seinem tödlichen Sadismus gegen die eigenen Soldaten spielend überboten: „Wer was dawider hat, den zerschmettere ich!“ Sein preußischer Kommandoton ließ zusammenzucken. Aber ansonsten breitete Nicholas Ofczarek die Szene ruhig und leise aus – in der Grauen erregenden Langsamkeit eines Berichts, dessen Nüchternheit auf einer Art Schreckenslähmung basier…