Opernhaus Zürich

Patriarch Paul der Psycho

Tcherniakovs Neuproduktion von Korngolds «Toter Stadt» fußt auf einem dramaturgischen Zirkelschluss, der das Stück vollständig um seinen Reiz bringt und es stattdessen zum identitätspolitischen Blame-Game macht. Dass wirklich gut musiziert wird, kann den Abend kaum retten

Willi Patzelt • 22. April 2025

Bei Tcherniakov ist Paul (Eric Cutler) ein Arschloch, dass seine Marie (Vida Miknevičiūtė) in den Tod treibt © Monika Rittershaus

Es interessiert Dmitri Tcherniakov offenbar nicht sonderlich, wie ein Mensch mit Trauer umgehen kann, und wann man sich überwinden und gedanklich oder gar örtlich weiterziehen muss. Zumindest nicht bei Korngold. Denn seit Alfred Hitchcocks „Vertigo“ (1958), gewissermaßen eine Adaption der «Toten Stadt», sei nämlich die scheiternde Bewältigungsstrategie, seine Gefühle zu einem verlorenen Menschen in jemanden anderen hineinzuprojizieren, ohnehin auserzählt. So behauptet es jedenfalls der für seine radikal neuen Interpretationen bekannte Russe im Programmheft. Nun ja: „Die Kunst ist frei“, wie im zweiten Akt auch von der Theatergruppe um Marietta intoniert wird. Doch fü…