Landestheater Linz
Reise in ein Erbsenschloss
In der Blackbox spielt man Ernst Tochs Kinderoper «Prinzessin auf der Erbse». Die Musik und die Inszenierung haben unserem neunjährigen Rezensenten gut gefallen
Tamino Burianek • 03. Februar 2024
In der Blackbox im Linzer Musiktheater liegen die Erbsen überall. Sie sind unterschiedlich groß, von Tischtennisball-Größe bis zu Gymnastikbällen. Sogar auf den Kostümen der Hofleute fehlen sie nicht.
Das Märchen von der „Prinzessin auf der Erbse“ kennt jedes Kind, aber nur wenige wissen, dass es auch eine Oper mit dem gleichen Namen und der gleichen Handlung gibt. Der Komponist heißt Ernst Toch, oder besser hieß, denn er lebt nicht mehr. Im Programmheft, das diesmal ein gefaltetes Plakat ist, steht, dass er sich das Komponieren selbst beigebracht hat. Sein Vater wollte eigentlich, dass er ein Kaufmann werden würde.
Grün ist jedenfalls die vorherrschende Farbe in der Inszenierung von Martin Philipp. Das Bühnenbild gestaltete Mariangela Mazzeo mit einfachen Mitteln, hat aber eine große Wirkung. Zum Beispiel sind links und rechts jeweils Bäume aufgestellt, die aus Plastikschläuchen bestehen. Es steht auch ein kleiner Kühlschrank auf der Bühne, der Erbsen-Snacks enthält und an dem sich die Hofleute gerne bedienen.
Die Geschichte ist bekannt: Der König und die Königin wollen den Prinzen verheiraten, aber ihm gefällt keine der Frauen, die sie ihm in Linz mithilfe von lustigen Fotoplatten vorschlagen. Als dann eine hübsche Frau kommt, glauben sie ihr nicht, dass sie eine echte Prinzessin sei.
Die Musik von Ernst Toch ist flott und originell. Hohe Töne von der Querflöte werden manchmal von tiefen Basstönen abgelöst, und die Melodien wechseln oft. Bei den Kinderopern, die ich bisher besucht habe, wurde zwischen dem Gesang immer wieder auch viel gesprochen. Das ist hier anders, denn hier läuft die Musik durch und es wird immer rhythmisch zur Musik gesungen. Das hat mir besonders gut gefallen. Das Bruckner-Orchester klingt gut und wurde bei der Premiere von Ingmar Beck dirigiert (manche spätere Vorstellung wird Benedikt Ofner übernehmen).
Die Sänger singen nicht sehr deutlich, spielen aber gut. Felix Lodel als König hat eine tiefe Stimme und einen grünen Bart. Saskia Maas singt seine Frau, die Königin, so laut und hoch, dass sich der Junge vor mir, der auf einem Kissen direkt vor der Sängerin gesessen ist, kurz die Ohren zugehalten hat – das war schon beeindruckend. Alexandre Bianque spielt den Prinzen. Er hat keine besonders laute Stimme, ist aber noch in der Ausbildung. Besonders gut hat mir Zuzana Petrasová gefallen, die als Amme aber nicht viel zu singen hatte. Lustig waren auch Christoph Gerhardus und Martin Enger Holm als Kanzler bzw. Minister.
Sophie Bareis als Prinzessin tritt in zerrissenen Strumpfhosen auf – kein Wunder, dass sie niemand auf dem Erbsenschloss für eine echte Prinzessin hält. Sie wirkt aber sehr sympathisch, und es ist kein Wunder, dass sich der Prinz sofort in sie verliebt. Um herauszufinden, ob sie wirklich eine „echte“ Prinzessin ist, legt ihr die Königin eine Erbse ins Bett, die in Linz eine kleine, leuchtende Kugel ist. Das Bett ist sehr hoch, denn es besteht aus elf Matratzen. Um dort oben überhaupt schlafen zu können, holt man ihr eine Leiter. Aber natürlich kann sie, wie auch im Märchen, nicht schlafen, sondern wird in der Oper sogar richtig wütend und weckt mit einer Glocke alle anderen auf. In ihrem Ärger bewirft sie die Schlossbewohner mit einem Kissen, woraufhin eine Polsterschlacht entsteht. Die Musik dazu wird richtig stürmisch. Am Ende vertragen sich wieder alle und feiern fröhlich die Verlobung.
Die Oper hat zwar nur ungefähr 50 Minuten gedauert, aber es hat sich ausgezahlt, dafür mit dem Zug extra von Wien nach Linz und wieder zurückzufahren.
«Die Prinzessin auf der Erbse» – Ernst Toch
Landestheater Linz ∙ Musiktheater / Blackbox
Kritik von der Premiere am 2. Februar 2024
Termine: 4./7./8./10./11./12./13./14. Februar
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