Ausstellung
Auferstanden aus Ruinen
Die Dresdner Semperoper feiert den 40. Jahrestag ihrer Wiedereröffnung mit einer Festwoche sowie einer kleinen Ausstellung im zwingerseitigen Vestibül des Hauses
Werner Kopfmüller • 15. Februar 2025
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Die Dresdner Semperoper zählt zweifelsohne zu einem der schönsten Opernhäuser der Welt. Darauf sind die Dresdnerinnern und Dresdner, die Feierlichkeiten rund um die Wiederöffnung des Hauses vor 40 Jahren zeigen es, zurecht stolz. Ein Umstand, der auch erklärt, dass beim Wiederaufbau des Gebäudes, von 1977 bis 1985, die Bürgerschaft der Stadt tatkräftig mitanpackte.
Die historische Rekonstruktion im Stil der Neorenaissance gilt nicht nur als Glanzstunde zivilgesellschaftlichen Engagements in der DDR, sie war mitten in Zeiten des real existierenden Sozialismus auch ein Politikum.
Frühe Planungen für die künstlerische Gestaltung des Opernhauses sahen daher noch einen Stilbruch vor, zwischen der historischen, zum Teil unzerstört gebliebenen Außenhülle, und Innenräumen, die sich an sozialistischen Prinzipien orientieren sollten. Doch ein Architekturwettbewerb brachte keinen eindeutigen Sieger hervor und andere Probleme, wie die grassierende Wohnungsnot, galt es dringender zu lösen, weswegen das Wiederaufbauprojekt zunächst auf Eis gelegt wurde. Immerhin: Eineinhalb Millionen Mark waren bis dahin schon an Spenden aus der Dresdner Bevölkerung zusammengetragen worden, um zumindest die historischen Restbestände abzusichern.
Erst im September 1974 wurden die Planungen wieder aufgenommen. Der Hartnäckigkeit der Denkmalpfleger war es zu verdanken, dass sich die DDR-Regierung nicht nur vom Wiederaufbau überzeugen ließ, sondern auch von der historischen Fassung (mit einem separaten Gebäudekomplex für die technischen Bereiche) – wohl auch deswegen, weil man im Kalten Krieg ein Prestigeobjekt brauchte, um Sachsens Glanz in die Welt zu tragen. Als Bausumme wurden 250 Millionen Ost-Mark und eine Million Westmark veranschlagt.
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Ausschließlich sächsische Firmen meisterten damals die Mammutaufgabe des Wiederaufbaus unter der Leitung von Chefarchitekt Wolfang Hänsch. Hilfe aus dem Ausland ließ die DDR-Staatsführung politisch motiviert nicht zu, was die Arbeiten zusätzlich erschwerte: Denn so mussten Handwerkstechniken mithilfe historischer Literatur neu entwickelt und gelernt werden, obwohl sie andernorts, in Italien oder Westdeutschland noch durchaus gepflegt wurden. Originale Baupläne von Gottfried Semper gab es für den Wiederaufbau zwar. Doch bei vielen Details der historischen Innenausstattung hatten die Architekten, Handwerker und Künstler keine andere Wahl, als sie mühsam nach Fotos und Zeichnungen zu fertigen.
Nach fast acht Jahren Bauzeit war es am 13. Februar 1985 endlich so weit: In Anwesenheit von DDR-Staatschef Erich Honecker kam von Carl Maria von Webers «Freischütz» zur Aufführung – also jene Oper, die vor der kriegsbedingten Schließung des Hauses am 31. August 1944 zuletzt gezeigt worden war. Genau 40 Jahre nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg feierten zehntausende Dresdner bei klirrender Kälte auf dem Theaterplatz die Vollendung ihres Opernbaus, eine TV-Übertragung des Events wurde in 19 Länder ausgestrahlt.
Bemerkenswert gestaltete sich auch das Festprogramm, mit nicht weniger als vier Premieren, darunter zwei Uraufführungen. Neben Webers «Freischütz» ließ ein von Joachim Herz inszenierter «Rosenkavalier» die ruhmreiche Geschichte des Hauses Revue passieren, während zwei Uraufführungen namhafter DDR-Komponisten den Bogen in die Gegenwart schlugen: Das Ballett „Brennender Friede“ von Harald Wandtke zur zeitgenössischen Komposition von Udo Zimmermann und «Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke», ein Werk von Siegfried Matthus.
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Verständlich, dass das Ereignis auch als Symbol gegen Krieg und Zerstörung (im Sinne der sozialistischen Friedensdoktrin) zelebriert wurde.
Eine kleine Ausstellung im Vestibül der Oper, die Elisabeth Telle vom Historischen Archiv der Staatstheater Dresden kuratiert hat, dokumentiert in Text und Bild den langwierigen Prozess des Wiederaufbaus der Semperoper, vom Trümmerhaufen nach Kriegsende bis zur symbolischen Schlüsselübergabe bei der Wiedereröffnung 1985. Historische Fotos fügen sich dabei mit aktuellen Aufnahmen zu einem Ganzen.
Damit auch Passanten am Theaterplatz von den Jubiläumsfeierlichkeiten Notiz nehmen, hat das Künstlerkollektiv OchoReSotto eine die Historie des Hauses im Zeitraffer bebildernde Videoinstallation geschaffen, die an die Fassade der Semperoper projiziert wird.
Ausstellung zum 40. Jubiläum der Wiedereröffnung der Semperoper
Opernhaus, zwingerseitiges Vestibül
Ausstellungszeitraum 12.02.–10.04.2025; die Besichtigung der Ausstellung ist ab 1h vor Vorstellungsbeginn in Verbindung mit einer gültigen Eintrittskarte möglich
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